Heute vor 60 Jahren holte die Ottobrunner Feuerwehr ihr erstes TLF 16 beim Hersteller Magirus in Ulm ab.
Wenn es nach dem damaligen Kreisbrandinspektor gegangen wäre, dann hätte die Ottobrunner Feuerwehr kein TLF 16 anschaffen dürfen. Er legte sein Veto ein, weil das Gerätehaus an der Jahnstrasse unbeheizt war und das Löschwasser im Winter einfrieren würde. Es schlug stattdessen ein LF 8 vor. Dieses erfüllte jedoch in keinster Weise die Anforderungen. In der jungen schnell wachsenden Gemeinde mit häufigen Wald- und Kiesgrubenbränden brauchte man ein Löschfahrzeug mit Wassertank – in diesem Fall 2400 Liter – und Allradantrieb. Als Begründung stellte die Wehrführung eine Liste besonders feuergefährlicher Betriebe auf. In ihr finden sich unter anderem 11 Schreinereien, 5 Tankstellen, 3 größere Wohnbarackenlager sowie je ein Krankenhaus, Filmwäscherei und Ölraffinerie.
Man bestellte das TLF 16 mit einer thermostatgeregelten elektrischen Tankheizung. In der Frostperiode stiegen die Maschinisten täglich auf ihrem abendlichen Heimweg an der Haltestelle Jahnstraße aus dem Bus aus, kontrollierten die Tankheizung und trugen gewissenhaft den abgelesenen Wert in einer Tabelle ein.
Allerdings musste das Gerätehaus vergrößert werden, um das TLF 16 unterstellen zu können. Nach zähen Verhandlungen einigten sich Gemeinde und Feuerwehr über die Höhe des finanziellen Zuschusses und die Arbeitsleistung der Wehrmitglieder. Zwei Wochen nach der Abholung, am 31.8.1958, zelebrierte H.H. Alexander Siebenhärl die festliche Fahrzeugweihe.
23 Jahre Einsatzdienst in Ottobrunn
Die erste Einsatzfahrt ging am 3.12.1958 zu einem Brand nach Unterhaching. Dort kamen auch zum ersten Mal die Atemschutzgeräte zum Einsatz. Damals übrigens noch nicht mit den heute üblichen Blaulichtern. Die nach vorne gerichteten Lampen mussten anfangs genügen. 1964 erst – zur 50 Jahr-Feier der Wehr – erhielt es ein Blaulicht, 1967 das zweite und die Martinshörner.
Wegen des Wassertanks rückte die Ottobrunner Feuerwehr mit dem TLF 16 zu vielen Flächen-, Wald-, Abfallgruben- sowie Großbränden von Bauernhöfen im südlichen Landkreis aus. Am 9.12.1971 ging es bis nach Holzkirchen, als die Isartaler Holzhausfabrik in Flammen stand. Nach 16 Jahren rückte das TLF 16 für die nächsten sieben Jahre ins 2. Glied. Die Ottobrunner Feuerwehr hatte als erstausrückendes Fahrzeug ein TroTLF 16 gekauft.
Das TLF 16 erhielt das erste Funkgerät der Ottobrunner Feuerwehr vom Typ Telefunken FuG7a. Am 13.9.1962 meldete sich das TLF 16 als „Florian Ottobrunn 1“ auf dem Polizeikanal bei der Polizeiinspektion Ottobrunn an.
12 Jahre Einsatzdienst in Börwang
1981 endete für den Magirus-Deutz A 3500 mit dem Kennzeichen M-13 die erste Dienstzeit in Ottobrunn. Auf die Verkaufsanzeige in der brandwacht meldet sich die FF Börwang. 12 Jahre lang leistete das TLF 16 mit dem Kennzeichen OA-2189 wertvolle Hilfe bei vielen Bränden im nördlichen Landkreis Oberallgäu. Aber die Ottobrunner hatten ihr erstes neu beschafftes Fahrzeug nie aus den Augen verloren. Daraus entstand eine heute intensiv gelebte Freundschaft beider Feuerwehren. Auf der Feier zum 75. Jubiläum trotzte man 1989 vor allen Festgästen dem Börwanger Kommandanten das Rückkaufrecht ab, sollte es im Allgäu nicht mehr gebraucht werden.
Namensgebender Oldtimer „Die Rundhauberfreunde“
Am 16.07.1993 war es soweit: Die Börwanger verkauften das TLF 16 nach Ottobrunn. Bereits am Tag zuvor hatte man mit dem Münchner Oberbranddirektor a.D. Karl Seegerer einen Vertrag unterzeichnet, um das TLF 16 als Leihgabe in ein vom ihm geplantes Feuerwehrmuseum einzubringen. Anfangs kümmerten sich die Ottobrunner noch um ihr Fahrzeug. Es stand in einem ehemaligen Hubschrauberhangar bei der Universität der Bundeswehr in Neubiberg. Hin und wieder fuhren Kameraden damit zur Probe auf die Startbahn. Als die Bundeswehr den Platz selber benötigte, kam das TLF 16 kurzfristig in der Kartoffelhalle des damaligen Putzbrunner Kommandanten unter, bis er seine Ernte einbrachte.
Am 9.12.1997 verloren die Ottobrunner Kameraden ihr TLF 16 für mehrere Jahre aus den Augen, denn es wurde für das immer noch in Planung befindliche Museum in Hallen an der Flugwerft Oberschleißheim eingelagert. Im Herbst 2005 meldete sich die Berufsfeuerwehr München mit der Aufforderung, man solle sein Eigentum wieder zurückholen. So kam das TLF 16 am 21.10.2005 wieder nach Ottobrunn zurück.
Um das Fahrzeug zu erhalten, benötigte man dringend eine trockene Einstellhalle. Die fand sich bei dem Feuerwehroldtimersammler Markus Zawadke im Landkreis Erding. Da das Ottobrunner TLF 16 sein erster Magirus mit der markanten runden Haube war, legte es den Grundstock für eine Sammlung dieser Fahrzeuge. So entstanden die „Rundhauberfreunde“. Heute gehört das TLF 16 dem „Rundhauberfreund“ und ehemaligen Ottobrunner Kameraden Werner Sesselmeier, der in Tirol in Niederndorferberg lebt. Das Fahrzeug ist funktionsfähig und für den Straßenverkehr zugelassen und nimmt regelmäßig an Oldtimertreffen teil. Wenn das alte TLF 16 für eine Veranstaltung in Ottobrunn benötigt wird, dann bringt er es gerne die 75 Kilometer in seine Heimat zurück. Das nächste Mal zum Tag der Offenen Tür am Ottostraßenfest am 8. September 2018.