Erst BF München, dann FF Ottobrunn, heute FF Harthausen. Der Magirus läuft und läuft.
An jedem letzten Freitag eines Monats blicken wir auf ein interessantes Thema aus der Geschichte der Ottobrunner Feuerwehr. Heute geht es um ein legendäres Feuerwehrfahrzeug, das die Herzen der Fans schneller schlagen lässt: Wer etwas jünger ist, der stolpert über den Namen „ZB 6“. Mit Recht, denn er findet sich in keiner Ausbildungsunterlage zur Fahrzeugkunde in der Jugendfeuerwehr- oder der Truppmannausbildung. Es heißt Zubringerlöschfahrzeug mit 6000 Liter Wasser. Einfach gesagt, das ist der Großvater vom TLF 4000. Erfunden hat den Namen in den 1950er Jahren die „Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen“. Kam es zu einem Flugzeugunfall, rannte das Vorausfahrzeug wieselflink vorne weg und das ZB eilte hinterher. Vor Ort füllte das ZB das Vorausfahrzeug wieder mit Wasser und Schaum auf oder griff selber in die Brandbekämpfung ein. Für Magirus waren die ZB 6 eine Erfolgsstory. Viele Flughäfen im In- und Ausland bestellten in Ulm diese Fahrzeuge.
Wenn ein ZB 6 zum Einsatz ausrückte, das waren Emotionen pur! 200 PS aus 8 Zylindern brachten 17 Tonnen zum Laufen. Hinter dem Frontgitter der langen Haube heulte weithin unüberhörbar das Gebläse des luftgekühlten Motors. Im Aufbau steckten 5500 Liter Wasser und 500 Liter Schaummittel. Die Pumpe förderte 2400 Liter Wasser je Minute. Das war die Vorgabe, in Realität war es einiges mehr. Zum Vergleich: ein Löschfahrzeug hatte damals etwa 170 PS und wog 12 Tonnen. Es hatte 800 Liter Wasser dabei und die Pumpe leistete 1600 l/min.
Der Wassertank nahm den größten Teil vom Aufbau ein, für Beladung blieb wenig Platz. Zwei Atemschutzgeräte, Hitzeschutzkleidung, Kettensäge, Schläuche, Strahlrohre und Saugschläuche füllten den Geräteraum und die Kästen auf den Trittbrettern. Auf dem Dach lagen zusammengekuppelt links und rechts je 60 Meter B-Schlauch in Buchten als Schnellangriffseinrichtung. Die Aufgaben eines ZB 6 drehten sich um die Brandbekämpfung. Entweder versorgte es als „Wasserkuh“ die anderen Löschfahrzeuge oder es förderte mit seiner leistungsstarken Pumpe große Wassermengen. Wenn es aktiv in das Brandgeschehen eingriff, dann oft mit seinem Schaum-Wasserwerfer. 65 Meter weit reichte der Wasserstrahl. Spezielle Luftschaumrohre für eine spezielle Aufgabe hatten die Münchner ZB 6 auch an Bord. Sie sollten die Flughafenfeuerwehr in München-Riem beim Legen eines Schaumteppichs auf der Landebahn unterstützen.
Vier Münchner ZB 6
In München stand die Olympiade 1972 vor der Türe. Die Berufsfeuerwehr rüstete 1971 für diesen Großanlass auf. Dazu gehörten zwei ZB 6. Drei Jahre später erhöhte sich die Anzahl der ZB 6 in der Bayerischen Landeshauptstadt auf vier. Zwischen 1991 und 1993 mussten diese ihren Nachfolgern weichen. Das älteste aus diesem Quartett läuft immer noch im Einsatzdienst! Auf 20 Dienstjahre in München folgten 15 Jahre bei der FF Ottobrunn. Seit 2006 steht es in Harthausen und leistet dort bei Wald- und Flächenbränden sowie Großbränden landwirtschaftlicher Anwesen wertvolle Hilfe. Das andere 1991 gebaute ZB 6 blieb in München bei einem Oldtimersammler aus den Kreisen der Freiwilligen Feuerwehr erhalten. Eines der 1974 gebauten ZB 6 kaufte die FF Furth im Wald. Heute kann man es im Feuerwehrmuseum Bayern in Waldkraiburg besichtigen – sobald das Museum nach coronabedingter Zwangspause und einer Neueinrichtung wieder öffnen darf. Das andere ZB 6 von 1974 verschlug es nach Unterfranken. Zuerst zur FF Waldaschaff, von dort zur FF Schöllkrippen. Zuletzt stand es bei der Werkfeuerwehr einer Papierfabrik in Aschaffenburg im Dienst. Es soll sich dem Vernehmen nach nun in privater Sammlerhand befinden.
Geburtstagskind in Ottobrunn
Die Gewerbegebiete am nördlichen Haidgraben wuchsen in den 1980er Jahren. Immer mehr Firmen siedelten sich dort an. Was für die Ottobrunner Wirtschaftsentwicklung einen großen Fortschritt darstellte, sorgte bei der Feuerwehr für Sorgenfalten. Das Wasserleitungsnetz war für größere Brände nicht ausgelegt. „Klotzen statt Kleckern“ lautet die Devise der Feuerwehr, um einen Brand so schnell wie möglich einzufangen bevor er größer wird. Deshalb erwarb die Gemeinde 1991 bei der BF München eines der ausgemusterten ZB 6. Zudem bauten engagierte Kameraden den gerade ausgemusterten Rüstwagen zu einem Schlauchwagen um. In diesem Gewerbegebiet kam das ZB 6 zum Glück nie zum größeren Brandeinsatz. Aber in Ottobrunn, auf der Autobahn und in der Umgebung bewährte es sich als sehr schlagkräftige Waffe. Bei unzähligen Fahrzeugbränden, bei Großbränden von Lagerhallen und Landwirtschaftsbetrieben lieferte oder pumpte es Wasser. Und ging es zu einem Wald- oder Feldbrand im südöstlichen und südlichen Landkreis, dann gab es kaum ein Hindernis im Gelände, das es mit dem Durchzug seines Motors und der Kraft seines Allradantriebs nicht bewältigen konnte, um Wasser nahe ans Feuer zu liefern.
Viel gab es in Ottobrunn am ZB 6 nicht zu verändern: Für die Landebahnbeschäumungsanlage gab es keinen Bedarf. Anstelle der Lagerung eines Mittelschaumrohres auf dem Dach trat ein Kasten mit Schlauchbrücken. Die Schnellangriffseinrichtungen auf dem Dach optimiert man auf links ein B-Rohr und rechts ein C-Rohr an den Schlauchleitungen. Im Lauf der Jahre kamen ein Blaulicht am Heck und zwei formschöne runde Frontblitzer hinzu, um besser im Straßenverkehr aufzufallen. Obwohl, der Sound des luftgekühlten 8-Zylinders reichte oft aus, um sich Platz und Respekt zu verschaffen, besonders wenn beim Hochdrehen des Motors der Lüfter losheulte.
Fotos aus dem Archiv der FF Ottobrunn, von Klaus Fischer und Franz-Josef Hench.