Der Krieg war gerade vorbei. Die Ottobrunner Wehr musste im Herbst 1945 neu organisiert werden. Da traten die beiden Jugendlichen Egon Ettl und Walter Sedelmayer in die Feuerwehr ein. 70 Jahre sind sie nun Mitglied der Ottobrunner Feuerwehr. Vorstand Klaus Ortmeier, Kommandant Eduard Klas, Schriftführer Klaus Fischer, Beisitzer Michael Schauer und Bürgermeister Thomas Loderer besuchten am 9. April 2015 beide Jubilare, um ihnen zu diesem besonderen Anlass zu gratulieren. Als Geschenk überreicht die Wehr einen in Südtirol handgeschnitzten Sankt Florian. Es ist erst das zweite Mal in der 101-jährigen Geschichte der Wehr, dass eine so lange Mitgliedschaft gefeiert werden kann. Der 2009 verstorbene Paul Roth hatte 73 Jahre lang der Ottobrunner Feuerwehr die Treue gehalten.
Ehrenkreisbrandrat Egon Ettl war bis 1992, also 47 Jahre lang, unermüdlich im Einsatzdienst aktiv gewesen. Ermöglicht hat diese ausserordentlich lange Dienstzeit eine Sonderregelung für Kreisbrandräte. Ihnen war erlaubt, bis zum 63. Lebensjahr im Amt zu bleiben, während das Brandschutzgesetz damals die Altersgrenze für den Einsatzdienst bei 60 Jahren zog. Als junger Löschmeister gehörte Ettl zu den Initiatoren und ersten Ausbildern der 1958 gegründeten Jugendfeuerwehr. Schon früher, bereits mit 23 Jahren, wählten die Mitglieder ihn zum Schriftführer. Ein Amt, das er nach 19 Jahren in jüngere Hände legte. Denn 1970 wechselte er in die Kreisbrandinspektion. Zuerst für fünf Jahre als Kreisbrandmeister, dann drei Jahre als Kreisbrandinspektor bis ihn die Kommandanten 1978 zum Kreisbrandrat wählten. Das höchste Führungsamt der Landkreisfeuerwehren übte er 14 Jahre lang mit sehr großem Engagement und Weitsicht aus. Um nur eine der wegweisenden Entwicklungen seiner Amtszeit zu nennen: Den Aufbau einer zentralen Kreisausbildung im Jahr 1985 im Katastrophenschutzzentrum Haar – einer in dieser Form in Bayern damals einzigartigen Einrichtung.
Mit vielen Auszeichnungen wechselt Ettl 1992 in die passive Mitgliedschaft: Ehrenmitglied der Ottobrunner Feuerwehr, Ehrenring in gold des Landkreises München, Ehrennadel in gold der Gemeinde Ottobrunn lauten nur einige seiner Ehrungen. Auch im beruflichen Ruhestand und wenig später im Feuerwehrruhestand stand er der Ottobrunner Feuerwehr zur Verfügung: Er erlernte die Programmierung von Datenbanken und schrieb zuerst ein Kassenverwaltungsprogramm. Dann folgte die Verwaltungssoftware, dessen heutige Ausführung bei den Datenfeldern und Ausgabelisten immer noch auf den von Ettl gelegten Grundzügen aufbaut.
Walter Sedelmayer war 33 Jahre aktiv – zuletzt im Rang eines Hauptfeuerwehrmannes – und beendete 1978 aus beruflichen und gesundheitlichen Gründen den Dienst. Bei den Jahreshauptversammlungen, Weihnachtsfeiern, Fahrzeugsegnungen und sonstigen Anlässen kann man sich darauf verlassen, dass der Walter teilnimmt. Auch bei den Feuerwehrausflügen zählten seine Frau und er zu den regelmäßigen Mitfahrern. Ganz zuverlässig stellt er so ein Vorbild dar, wie man als passives Mitglied engen Kontakt zu seiner Wehr halten kann.