SEBTEFÜ lautet die Gedankenstütze, die Ottobrunner Führungskräfte zur Personenrettung aus Fahrzeugen bei ihrer Fortbildung am 3. Februar 2018 kennen lernten.
Jährlich zum Jahresanfang steht bei den Dienstgraden der Ottobrunner Feuerwehr eine eintägige Fortbildung im Übungsplan. In den letzten Jahren hat die Wehr zwei von drei hydraulischen Rettungssätzen auf akkubetriebene Geräte umgestellt. Es begann 2015 mit einem neuen Rettungssatz aus Schere, Spreizer und Spreizzylindern für das HLF 20 (siehe Beitrag). Vor wenigen Wochen erhielt das LF 16/12 einen neuen Kombispreizer und Spreizzylinder (siehe Beitrag). Um sich im Umgang mit diesen Geräte schulen zu lassen und neueste Informationen zu Einsatztaktik und moderner Fahrzeugtechnik zu erfahren, buchte man bei der Firma X-Trap Rescue Training / Lukas ein Tagesseminar.
Referent Axel Topp, selber Führungskraft bei der Berufsfeuerwehr Nürnberg, informierte über alternative Antriebe von PKW und ihre Bedeutung für die Rettungsarbeiten der Feuerwehr. In der Einsatztaktik zur Rettung aus Pkw kam dann das kryptische Wort SEBTEFÜ zur Sprache. Buchstabe für Buchstabe löste sich das Rätsel:
- S = Sichern der Einsatzstelle und des Fahrzeuges
- E = Erstzugang in das Fahrzeug und zu den Patienten schaffen
- B = Batterie- /Energiemanagement
- T = Türöffnung/ Erweiterter Zugang
- E = Entfernen Dach/ Maximalzugang
- F = Fussraum- / Fronterweiterung/ Entklemmung
- Ü = Übergabe an den Rettungsdienst
In der Fahrzeughalle stand dann die Praxis im Vordergrund. An dem ersten Pkw ging es um das Abarbeiten der einzelnen Stichworte von SEBTEFÜ. Viele Varianten, wie in das Fahrzeug einzudringen, Rettungsöffnungen zu schaffen und die Verletzten schonend aber schnell aus dem Fahrzeugwrack zu befreien, kamen zur Sprache und wurden gleich praktisch ausprobiert.
Ziel des Ausbilders war, zu vermitteln, dass viele Aufgaben zeitgleich ablaufen können. Beispielsweise während der Fahrzeugsicherung bereits das Glasmanagement und die Vorbereitung der Schaffung eines Erstzugangs, und diesen an mehreren Stellen wie Heckklappe oder Türen. Hierbei gewannen die Führungskräfte eine wichtige Erkenntnis: Durch die Umstellung auf akkubetriebene Rettungsgeräte sowohl im HLF 20 als auch im LF 16/12 ist man sehr viel flexibler geworden. Früher konnte man die über ein Hydraulikpumpenaggregat und deren Hydraulikschläuche versorgten Rettungsgeräte oftmals nur nacheinander einsetzen, weil man an der Pumpe von Gerät zu Gerät umschalten, oder gar die Hydraulikleitungen umkuppeln musste. Jetzt sind alle Geräte autark und flexibel einsetzbar. So kamen drei Rettungsgeräte am selben Fahrzeug zeitgleich zum Einsatz.
Mit dem zweiten PKW erhöhte Ausbilder Topp den Schwierigkeitsgrad und baute mehr Zeitdruck auf, die Rettung zügig durchzuführen. Der Pkw lag auf der Seite, der Verletzte – dargestellt von einer Puppe – hing oben im Sitz. Nach der Sicherung gegen Umkippen galt es, das Fahrzeug zu öffnen, einen Retter zur Verletztenbetreuung hineinkriechen zu lassen, kritische Stellen, wie Airbags, ihre Gaskartuschen und Karosserieversteifungen hinter Verkleidungen freizulegen, die geeigneten Schnittstellen festzulegen und anzuzeichnen, sowie zum Schluss die Person schonend zu befreien.
Mit dem dritten Pkw forderte Topp die Dienstgrade noch mehr, der Pkw lag auf dem Dach und viele Arbeitsschritte sollten nun zur Optimierung des Zeitbedarfs nebeneinander an verschiedenen Stellen des Fahrzeugs ablaufen.
Die intensive Praxisschulung vermittelte Vertrauen in die Leistungsfähigkeit der Geräte und ihres Akkuantriebs. In der 4-stündigen Übung ging den Akkus irgendwann erwartungsgemäß die Energie aus. Nur Sekunden später ging es nach Einsetzen des Reserveakkus weiter. Für kurze Zeit, als alle Akkus in den Geräten eingesetzt waren oder im Ladegerät steckten, musste auf die externe Stromversorgung zurückgegriffen werden. Dann hingen die Rettungsgeräte einige Minuten lang am 240 V-Stromkabel. Aber auch das wurde im Gegensatz zu den früher üblichen Hydraulikleitungen nicht als Behinderung der Arbeit empfunden.