Für eine große Einsatzübung wurde am 9.11.2019 der Autobahntunnel unter der Landebahn Neubiberg gesperrt.
Eine Zeitungsnotiz und eine Information im Radio kündigten an, dass am frühen Morgen des Samstags 9.11.2019 auf der A 8 der Autobahntunnel zwischen den Anschlussstellen Neubiberg und Unterhaching-Ost von 5.30 bis 10.00 Uhr gesperrt wird. Damit war das Geheimnis verraten, wo die angekündigte große Übung stattfinden wird. Zuständig für diesen Autobahnabschnitt bei einem Großeinsatz sind in erster Linie die Feuerwehren Unterhaching, Unterbiberg, Ottobrunn und Taufkirchen. Desweiteren beteiligten sich die Feuerwehr Grasbrunn, die Standortfeuerwehr IABG Ottobrunn sowie die Unterstützungsgruppe des Landkreises München mit dem ELW 2, der in Haar stationiert ist. Von Seiten des Rettungsdienstes übten BRK, Johanniter und Malteser. In Summe etwa 250 Einsatzkräfte. Hinzu kamen diverse Beobachter von Polizei, Autobahndirektion und Kreisbrandinspektion.
Zwei Monate lang hatten Georg Rehm von der Unterhachinger Feuerwehr und Ottobrunns Kommandant Eduard Klas das Übungsszenario ausgetüftelt, Absprachen getroffen, Genehmigungen eingeholt sowie Schrottautos beschafft sowie Mimen als Verletztendarsteller organisiert. Auch ein Hubschrauber der Taufkirchner Firma HTM schwebte zum Verletztentransport ein.
„Eine Übung in dieser Form gab es noch nie im Landkreis München“ stellte Klas fest. „Die Abläufe haben prima geklappt, nach einer Stunde waren alle Verletzten aus den Fahrzeugen geholt und versorgt. So muss das sein!“ lautete sein Fazit. „Wie man eingeklemmte Personen aus einem demolierten Fahrzeug rettet, das übt jede Wehr oft an ihrem Gerätehaus. In einem Tunnel sind aber die Rahmenbedingungen ganz anders. Mit diesen Herausforderungen wollten wir die Einsatzkräfte konfrontieren und sie Erfahrungen sammeln lassen“ erklärte Rehm das Übungskonzept. Nicht die Stabsarbeit zur Koordination der Wehren, der Hilfsorganisationen und Autobahnbetreiber stand im Vordergrund der Übung, sondern die Abweichung vom Gewohnten.
Herausforderungen der Einsatzstelle im Tunnel
Der Tunnel unter der Landebahn des ehemaligen Militärflugplatzes Neubiberg ist 327 Meter lang. Wenn Unfallstellen die Durchfahrt blockieren, werden die Wege zum Gerätetransport erheblich länger. So hatten wegen der auf 4 Meter beschränkten Höhe in der Tunnelröhre die Wechselladerfahrzeuge ihre Aufbauten vor dem nördlichen Tunnelportal absatteln. Beispielsweise wurde der Rollwagen mit dem Schnelleinsatzzelt am anderen Ende der Einsatzstelle am Verletztensammelplatz benötigt. Der Wagen musste über 400 Meter weit durch die Unfallstelle hindurch geschoben werden. Verletzte übergibt man bei einer Übung etwa 10 Meter neben der Unfallstelle dem Rettungsdienst. Hier mussten Feuerwehrleute und Rettungsdienstmitarbeiter die Opfer von der Tunnelmitte etwa 250 Meter weit zur Verletztensammelstelle tragen oder begleiten.
In einem Tunnel herrscht eine andere Geräuschkulisse. Das Hupen der verunfallten Fahrzeuge, die Rufe der Verletzten und das Hämmern der im Bus Eingeschlossen an die Scheiben sorgten für eine einzigartige Stimmung während der Erkundung der Einsatzstelle durch Einsatzleiter Kommandant Christian Albrecht von der Unterhachinger Feuerwehr.
Die Platzverhältnisse sind beengt. Wenn ein havarierter Bus rechts gegen die Tunnelwandung stösst, dann bleibt kaum noch Platz für den Zugang zu den Bustüren, und die Rettung der Verletzten wird stark erschwert.
Durch die Abgase der Unfall- und Rettungsfahrzeuge sowie Stromerzeugern stieg die CO-Belastung selbst auf dem kurzen Stück des Tunnels an und die CO-Warner der Einsatzkräfte schlugen Alarm. Deshalb ist künftig ein Großlüfter im Alarmplan mit aufzunehmen. Das bei der FF Taufkirchen stationierte Gerät hat sich bei dieser Übung bewährt.
1 Bus, 2 Lkw, 4 Pkw, 1 Motorrad
Als Einsatzleiter Albrecht eintraf, musste er sich mit seinem Führungsgehilfen und den Zug- und Gruppenführern der nachfolgenden Fahrzeuge erstmal einen Überblick über mehrere Unfallstellen verschaffen. Am Tunneleingang lagen links ein Wohnwagen und davor sein Zugfahrzeug auf der Seite. Kurz danach stand rechts eine ineinander gefahrene Fahrzeuggruppe aus Linienbus, Pkw und Lkw. Unter den Lastwagen war ein Motorradfahrer mit seiner Maschine gerutscht. Links davon war ein Geländewagen auf einen Lkw aufgefahren. Und weiter vorne lag ein Pkw auf dem Dach. Auf dieses Szenario musste der Einsatzleiter die anrückenden Feuerwehren aufteilen. Die Unterhachinger First Responder fielen bei der Erkundung aus, denn sie stießen bereits am Wohnwagen auf ein reanimationspflichtiges Kleinkind und waren dort gefordert.
Während die Unterhachinger und Unterbiberger Feuerwehr von Neubiberg her in Richtung Salzburg in die Tunnelröhre einfahren konnten, blieb der Rüstzug der Ottobrunner Feuerwehr in der Tunnelröhre Richtung München auf der Überholspur stehen und erreichte die Unfallstellen durch die Durchbrüche in der Tunnelwand. Hierbei bewährte sich wieder einmal die Anschaffung akkubetriebener Rettungsgeräte, weil man sie ortsungebunden einsetzen konnte. Lediglich die Schlauchleitungen zur Absicherung des Brandschutzes mussten durch die Öffnungen zwischen den Tunnelröhren verlegt werden. Da die Erkundung ergab, dass die Fahrspur Richtung Salzburg komplett blockiert war, konnten Fahrzeuge der Taufkirchner und Ottobrunner Feuerwehr sowie der Rettungsdienst entgegen der Fahrtrichtung ab Unterhaching-Ost zum Tunnel fahren und dort am Südportal den Verletztensammelplatz einrichten sowie den Hubschrauberlandepatz absichern.