Und wer erinnert sich an Vivian und Wiebke oder den Durchzug von Niklas?
Am letzten Freitag eines jeden Monats schauen wir zurück auf ein Ereignis aus der Geschichte der Ottobrunner Feuerwehr. Vor genau 15 Jahre zog der Orkan „Kyrill“ seine Schneise der Verwüstung quer über Mittel- und Osteuropa. Und zur Erinnerung: die beiden Orkane „Vivian“ und „Wiebke“ sorgten im Februar 1990 sowie „Niklas“ im März 2015 für Einsatzrekorde bei der Ottobrunner Feuerwehr.
Kyrill forderte insgesamt 43 Todesopfer, alleine 11 davon in Deutschland – dabei waren leider zwei Feuerwehrmänner. Die Schadenssumme in Deutschland belief sich auf rund 1 Milliarde €. Die Bahn AG stellte um 17.15 Uhr in Nordrhein-Westfalen, später in ganz Deutschland, den Zugverkehr ein. Bundesweit fuhren über 200.000 Einsatzkräfte der Feuerwehren mehr als 70.000 Einsätze. Davon fielen 80 Einsätze in Ottobrunn an.
Winterstürme an sich sind nicht ungewöhnlich, aber das Wetteramt warnte vor „Kyrill“ als außergewöhnlich heftigen Orkan. Angesichts dieser Unwetterwarnungen und der Berichte in Radio und Fernsehen versammelte sich am 18.1.2007 unaufgefordert immer mehr Einsatzkräfte im Gerätehaus. Die Kommandanten Eduard Klas und Klaus Ortmeier teilten die etwa 70 Kameradinnen und Kameraden auf die Fahrzeuge ein. Ältere, nicht mehr im Einsatzdienst befindliche Kameraden kümmerten sich um die Verpflegung, füllten immer wieder Kannen mit heißem Tee und kochten Topf um Topf mit Spaghetti Bolognese. Mancher Kamerad stand zwei- oder dreimal in der Schlange zur Essensausgabe – aber vergebens, weil sein Fahrzeug den nächsten Alarm erhielt.
Bei den Vorbereitungen auf den angekündigten Orkan lag der Schwerpunkt auf einem großen Verkaufszelt auf dem Parkplatz des Isarcenter. Es musste aus Sicherheitsgründen geschlossen werden. Um zu verhindern, dass die Windböen unter die Planen fassen und das Zelt zerstören könnten, beschwerte die Feuerwehr die Planen mit Sandsäcken. Ab dem frühen Vormittag fielen immer mehr Einsätze an, ihre Anzahl steigerte sich zum späten Abend. Gleichzeitig an mehreren Stellen war die Ottobrunner Feuerwehr gefordert. Erst nach Mitternacht entspannte sich die Lage und die meisten Kameraden konnten erschöpft nach Hause gehen. Auch an den nachfolgenden Tagen gab es noch einige umsturzgefährdete Bäume zu sichern oder umzulegen.
Ein Kamerateam von Galileo Pro 7 begleitet die Wehr den ganzen Tag, um draussen die Aktivitäten an den Einsatzstellen sowie drinnen die Koordinierung der Arbeiten im Gerätehaus zu dokumentieren. Die Alarmmeldungen spiegeln das bei heftigen Stürmen übliche Einsatzgeschehen wieder: Baum auf Straße, Baum auf Haus, Baum auf geparkten Autos, Baum droht zu fallen oder Dachverkleidung, Dachziegel und Antennen locker. Zu den kurioseren Meldungen gehörte das Aufstellen umgewehter Zeitungsverkaufsständer und das Sichern eines Gartenhauses, das sich vom Fundament losgerissen hatte. Für einen besonders spektakulären Anblick sorgte ein Baum, der in die S-Bahn-Fahrleitung gefallen war. Er sprühte kräftig Funken und brannte an der Kontaktstelle. Bis der Bahnstrom abgestellt und die Leitung durch geschulte Kräfte der Ottobrunner Feuerwehr geerdet war, konnten die Einsatzkräfte nur aus sicherer Entfernung das Schauspiel beobachten.