Die FF Ottobrunn betreut den „Rüstsatz Bahn“ für den Landkreis München.
Als es am 14.2.2022 in Ebenhausen zu der Kollision zweier S-Bahnen kam, piepsten zusätzlich zu den Feuerwehren im westlichen Isartal auch bei Ottobrunner Einsatzkräften die Funkwecker. Warum, denn Ebenhausen liegt 27 Kilometer entfernt von Ottobrunn? Grund ist der Rüstsatz Bahn, den die FF Ottobrunn als „Spezialeinheit Bahnunfälle“ für den gesamten Landkreis vorhält. Diesen hat die Deutsche Bahn AG jedem Landkreis in Deutschland zur Verfügung gestellt. Er setzt sich aus fünf Schleifkorbtragen, einer Rettungsplattform und zwei Rollwagen für den Schienenbetrieb zusammen. Der Rüstsatz unterstützt das Erreichen von Unfallstellen über die Schiene sowie dem Transport von Geräten und Verletzten. Dieses ist insbesondere dort von Wichtigkeit, wo die Hilfskräfte nicht direkt mit ihren Fahrzeugen die Einsatzstelle erreichen können. Untergebracht ist er mit viel Unterbau- und Abstützmaterial im Abrollbehälter-Rüstholz.
Bei der Ottobrunner Feuerwehr ist zudem für den östlichen Ast der S-Bahnlinie S 7 (Neubiberg – Großhelfendorf) die von der DB Netz zur Verfügung gestellte Bahnerdungsgarnitur stationiert. Diese kommt zum Einsatz, wenn die Stromleitung nach der Abschaltung des Bahnstroms zur Sicherheit der eingesetzten Rettungskräfte geerdet werden muss. Dazu geht fast jedes Jahr eine Alarmierung ein, beispielweise nach einem S-Bahnunfall, nach der Kollision eines Autos mit dem Zug oder wenn bei einem Sturm ein Baum in den Fahrleitungsdraht kippt. Dazu sind die Gerätewarte und einige Führungskräfte in die Bedienung eingewiesen. Sie können vorzugsweise eine berufliche Qualifikation in der Elektrotechnik vorweisen. Dazu nehmen sie regelmäßig an Schulungen der DB Netz zur Auffrischung des Wissens zur Handhabung der Geräte und den Gefahren des Bahnstroms teil.
Die FF Ottobrunn rückte zum S-Bahnunglück in Ebenhausen mit einem Wechsellader mit dem Abrollbehälter-Rüstholz, dem MLF, zu dessen ständiger Beladung die Bahnerdungsgarnitur gehört, und dem ELW als Führungsfahrzeug aus. In Ebenhausen war der Aufbau des Ottobrunner Rüstsatzes nicht erforderlich, weil die Unglückstelle von beiden Seiten erreichbar war – wenn auch auf der Ostseite erschwert durch den steilen Hang entlang der Bundesstraße B11. Eingesetzt waren die Ottobrunner in enger Zusammenarbeit mit den anderen Feuerwehren. Ihre Aufgaben waren vielfältig. Dazu gehörten das Absuchen der Züge nach Verletzten, deren Transport über die steile Böschung, die Versorgung von Verletzten und Betreuung von Unverletzten, die Mitwirkung an der Koordination des Verletztensammelplatzes, das Stromlos-Schalten der Züge zur Unterbindung der Batteriespannung sowie das Abschätzen und Bewerten von Sicherungsmaßnahmen. Eingesetzt wurde dabei lediglich die Ausrüstung von Rettungsrucksäcken.
Die etwa zwei Dutzend im Ottobrunner Gerätehaus in Bereitschaft zurückgehaltenen Einsatzkräfte hätten sofort ausrücken können mit weiterem Material, beispielsweise mit leistungsstarken elektrisch angetriebenen Rettungsspreizern und -scheren sowie hydraulischen Schwerlasthebern. Dazu stand Ottobrunns Kommandant Eduard Klas in seiner neuen zusätzlichen Funktion als Kreisbrandmeister für Katastrophenschutz und Sondereinsatzkontingente in ständigem Austausch mit der Einsatzleitung um Kreisbrandrat Harald Stoiber.
Da die 9 S-Bahnlinien mit ihren 34 Haltepunkten fast jede Gemeinde im Landkreis durchqueeren, bietet die Kreisbrandinspektion seit vielen Jahren einen Lehrgang zur Unterweisung an S-Bahnen an. Bei diesem lernen die Teilnehmer im S-Bahnbetriebswerk in München-Steinhausen das Verhalten bei Bahnunfällen sowie die Bauteile eines S-Bahn kennen und heben diese an. Geübt wird dabei die Rettung einer Person, die unter dem Zug liegt. Viele Ottobrunner Einsatzkräfte haben im Rahmen ihrer laufenden Fortbildung diesen Kurs belegt.