Auch vor fast 100 Jahren verursachten Beschaffungen viel Schriftverkehr. Ein Blick in die Akten.
Am letzten Freitag eines Monats werfen wir einen Blick zurück auf die Geschichte der Ottobrunner Feuerwehr. Früher gliederte sich unsere Feuerwehr in einen Spritzenzug und einen Steigerzug. Während sich die einen um die Wasserversorgung und die Brandbekämpfung kümmerten, retteten die Steiger mit ihrer Leiter die Bewohner oder löschten von der Leiter. In den Akten finden sich zur Beschaffung Abschriften von Briefen an die Gemeinde Unterhaching und Notizen aus Besprechungen. [Zur Information: Ottobrunn war damals noch ein Teil unserer heutigen Nachbargemeinde]
24.11.1926: Schreiben der Wehrleitung unter Kommandant Josef Weigert an den Gemeinderat Unterhaching, um die Notwendigkeit der Beschaffung einer fahrbaren Feuerwehrleiter zu begründen. Vorhanden ist eine fast 50 Jahre alte tragbare Stützleiter, mit der nur mit Mühe der 1. Stock erreicht werden kann, zudem ist sie nicht mehr gebrauchssicher. Vorgeschlagen wird die Anschaffung einer fahrbaren Magirus Patentleiter mit 12 Meter Länge zum Preis vom 940 RM. Die Wehr will dazu 50 RM beisteuern und es stehen Spenden in Höhe von 100 RM in Aussicht.
17.12.1926: Ein Gutachten des Bezirksfeuerwehrinspektors Baur aus Perlach bestätigt, dass die jetzige Leiter nicht mehr zur Menschenrettung und Brandbekämpfung benutzt werden darf. Er empfiehlt die Beschaffung der vorgeschlagenen 12 m hohen Leiter.
15.01.1927: Die Wehrleitung legt Einspruch ein gegen den Plan der Gemeinde, bei einem ortsansässigen Wagner eine Stützleiter anfertigen zu lassen. Sie betont, dass eine fahrbare Leiter benötigt wird. Die Stützleiter nehme man gerne als Reserveleiter.
27.02.1928: In einem Schreiben der im Jahr zuvor neu gewählten Wehrleitung unter Kommandant Kassian Gassner an den Gemeinderat kann man lesen, dass die Gemeinde Unterhaching eine schiebbare Magirus Patentleiter von Typ E00 beschafft hat. Die Gemeinde trug die Kosten von 1050 RM, wobei aus der Feuerwehrkasse 200 RM kamen und der Kreiszuschuss 350 RM betrug.
Die Magirus Patentleiter E00 war damals weit verbreitet. Der renommierte Ulmer Leiterhersteller soll davon über 2200 Stück gebaut haben. Die Holzkonstruktion bestand aus zwei Leiterteilen, die sich bis auf 12 Meter ausziehen ließen. Mit ihren zwei großen Holzspeichenrädern konnten zwei Feuerwehrmännern sie zum Einsatzort ziehen und dort aufstellen.
In Ottobrunn überstand die Leiter die Kriegsjahre und wird in einer Inventarliste vom September 1945 aufgeführt. Als die Wehr zum Jahresende 1945 ein aus Kriegszeiten stammendes Löschfahrzeug LF 15 übernehmen konnte, musste das Gerätehaus umgebaut werden. Nun war dort kein Platz mehr und sie wird 1950 in einer Bestandsaufnahme der Ausrüstung nicht mehr genannt. 27.04.1952: In einem Brief an die Gemeinde findet sich der letzte Hinweis auf diese Leiter. Sie ist im etwa 1 Kilometer vom Gerätehaus entfernten Gutshof Schwaige untergestellt. Dieser Gutshof solle aber demnächst aufgelöst werden. [Zur Information: Die Schwaige stand an der Rosenheimer Landstraße in etwa im Bereich der in Bau befindlichen Bürotürme.]