Ein TroTLF 16 erhielt die FF Ottobrunn heute vor 50 Jahren
Am 20. März 1974 überführte die Freiwillige Feuerwehr Ottobrunn ein Trocken-Tanklöschfahrzeug TroTLF 16 vom Herstellerwerk Magirus in Ulm nach Ottobrunn. Es war das erste TroTLF 16 im Landkreis München und blieb das einzige bei einer freiwilligen Feuerwehr. 1978 kaufte die Technische Universität München für ihre Werkfeuerwehr am Standort Garching ein baugleiches Fahrzeug.
Ottobrunn und seine Feuerwehr vor 50 Jahren
Die Gemeinde Ottobrunn steckte mitten in einer rasanten Wachstumsphase. Jedes Jahr stieg die Einwohnerzahl um etwa 1000 Mitbürger. Am westlichen Ortsrand siedelten sich in neu ausgewiesenen Gewerbegebieten Firmen an, die mit verschiedensten Gütern handelten oder sie verarbeiteten. Und an der östlichen Seite Münchens entstand der Autobahnring A99, dessen Bau von Norden kommend, immer näher an seinen Schnittpunkt mit der Autobahn München-Salzburg heranrückte. Ab September 1974 stand die Ottobrunner Feuerwehr im Autobahnalarmplan – zuerst für den Abschnitt Hohenbrunn bis Haar Richtung Norden – und ab 1975 ab der inzwischen eröffneten Anschlussstelle Ottobrunn in beide Richtungen.
Bei der Ottobrunner Feuerwehr herrschte gleichwohl Aufbruchstimmung. 1971 hatte man das Feuerwehrgerätehaus an der Ottostraße bezogen und seitdem jedes Jahr ein neues Fahrzeug erhalten. Viele junge Mitbürger interessierten sich nun für den Feuerwehrdienst, die Anzahl der Einsatzkräfte stieg so zügig an, dass man einen kurzen Aufnahmestopp aussprach, um mit der Ausbildung nachzukommen. Der Aufgabenschwerpunkt verschob sich von der vorherrschenden Brandbekämpfung zur technischen Hilfeleistung, der Schutz der Umwelt kam hinzu. Und die Einsatzzahlen stiegen von Jahr zu Jahr. Die Hauptlast der Brandeinsätze musste das älteste Fahrzeug im Fuhrpark tragen, weil es als einziges Löschwasser dabei hatte, nämlich das 1958 gebaute TLF 16. Daher beschaffte die Gemeinde für ihre Feuerwehr ein zweites Tanklöschfahrzeug. Allerdings legte die Wehrführung unter Kommandant Mathias Oexler Wert auf ein universell einsetzbares Arbeitsgerät. Durch seinen Beruf bei der örtlichen Werkfeuerwehr MBB-IABG kannte er sehr wohl die Risiken, der in Ottobrunn transportierten, gelagerten und verarbeiteten Stoffe. Und die gab es nicht nur innerhalb des Werkszauns sondern auch auf den Straßen und bei den Betrieben im Ortsgebiet sowie auf der Autobahn nebenan.
Zur Fahrzeugwahl trug auch das Vorbild der bayerischen Berufsfeuerwehren bei. Bei allen – damals Augsburg, Fürth, München, Nürnberg, Regensburg und Würzburg – liefen vergleichbare TroTLF 16 im Einsatzdienst; bei vielen als Ersteinsatzfahrzeug im Löschzug. Und genauso kam es auch in Ottobrunn. Das TroTLF 16 rückte immer als erstes und zu jedem Einsatz aus. Das änderte sich erst 1981, als das alte TLF 16 ersetzt wurde. Nun führte das TLF 16 den Löschzug an und das TroTLF 16 bildete zusammen mit dem Rüstwagen RW 2 eine Arbeitsgemeinschaft beim Rüsteinsatz.
Laufende Anpassung der Beladung über die Jahre
Nicht jedes Feuer lässt sich mit Wasser löschen. Schaummittel, Pulver und Kohlendioxid heißen die anderen gebräuchlichen Löschmittel. Um diese im Einsatz griffbereit zu haben, setzte die Ottobrunner Feuerwehr auf den Fahrzeugtyp Trocken-Tanklöschfahrzeug TroTLF 16. Denn dieser transportiert nicht nur 1800 Liter Wasser sondern auch 750 kg von dem trockenen Löschmittel Pulver. Desweiteren waren im Fahrzeug Kanister für 140 Liter Schaummittel und Feuerlöscher mit Kohlendioxid. Die 16 in der Typbezeichnung steht für die Pumpenleistung 1600 Liter/Minute.
Im vorderen Geräteraum war die von der Firma Total gelieferte Pulverlöschanlage eingebaut, links und rechts lagen die speziellen 30 Meter langen Pulverschläuche mit dem Pulverrohr. Zum Einsatz kam die Anlage in 32 Dienstjahren nicht, aber alarmiert wurde die Ottobrunner Feuerwehr wegen des Fahrzeuges mehrfach in andere Gemeinden des Landkreises und auf die Autobahn Richtung Salzburg bis nach Weyarn. Dabei wurde die Pulveranlage mehrere Male in Bereitstellung genommen, aber nie ausgelöst. Die Trupps am Pulverrohr standen geschützt in silbernen Hitzeschutzmänteln in Bereitschaft.
Beladung um 1988: hinten war auf einer Haspel der formfeste Schnellangriff für Wasser eingebaut, vorne lag in Buchten der Pulverschnellangriff. In den gelben Kanistern im Aufbau waren je 20 Liter Schaummittel, in den silbernen Boxen je ein Chemikalienschutzanzug. Das TroTLF 16 zog immer den Schaum/Wasserwerfer-Anhänger
Entsprechend der Norm DIN 14530 Teil 28 für das TroTLF 16, die es von 1971 bis 1991 gab, lag das Gesamtgewicht des Fahrzeuges bei 11 Tonnen, die Besatzung betrug eine Staffel aus sechs Einsatzkräften und die Ausrüstung an Schlauchmaterial, wasserführenden Armaturen, Atemschutzgeräten und den vier Steckleiterteilen entsprach weitgehend dem damit verwandten TLF 16. In Ottobrunn passte man die Beladung laufend den örtlichen Erfordernissen an: 1977 kamen die Chemikalienschutzanzüge hinzu. Die Halterung für die Atemschutzgeräte bauten die Gerätewarte neu, um vier statt drei Geräte unterzubringen. So konnte man zwei Trupps ausrüsten. Handliche, von einer Person zu tragende Schlauchtragekörbe ersetzten die jahrzehntelang üblichen C-Schlauchhaspeln, für die zwei Kameraden nötig waren. Weil das TroTLF 16 zu Verkehrsunfällen ausrückte, kam jede Menge Ölbindemittel auf das Fahrzeug: zuerst in den typisch gelben Kanistern, die ursprünglich Schaummittel enthalten hatten. Die fanden sich auf den Trittbrettern und auf dem Dach. Etwas praktischer zur Entnahme des Bindemittel war später die große silberne Zarges-Box auf dem Trittblech. Wenige Jahre vor Dienstende baute man in Eigenleistung noch eine FlowMix-Schaumzumischanlage der Firma Robwen ein, weil das TroTLF 16 zu den Fahrzeugbränden ausrückte. Dessen rundliche Gummitank mit Schaummittel fand oberhalb der Pumpe im Gerätekoffer Platz.
Nicht so sonderlich beliebt bei Maschinisten und Mannschaft war ab 1982, dass der neu beschaffte Schaum/Wasserwerfer-Anhänger ständig angekuppelt mitgeführt wurde, egal ob zu einem Brand, Verkehrsunfall oder Ölspur. Den Maschinisten behinderte die Deichsel bei der Pumpenbedienung. Und bei jedem Rückwärtsrangieren und beim Einrücken ins Gerätehaus musste die Besatzung aussteigen, um den Anhänger abzuhängen, zurückzuschieben und wieder anzuhängen.
Nach 32 Dienstjahren stand der Bedarf nach einer Ersatzbeschaffung an. Im Jahr 2006 übergab man das TroTLF 16 auf dem 170 PS starken Magirus FM 170 D 11 FA-Fahrgestell an den polnischen Partnerlandkreis Krakau. Dieser stationierte es bei der Feuerwehr Brzezie