Rückblick: Heute vor 44 Jahren, am 25.12.1976, brannte es zum zweiten Mal im Gymnasium Ottobrunn
An jedem letzten Freitag eines Monats blicken wir auf ein interessantes Thema aus der Geschichte der Ottobrunner Feuerwehr. 1974 und 1976 kam es zu Großbränden durch Brandstiftungen im Ottobrunner Gymnasium
Der erste Großbrand
Es war ein Freitag der 13. Und der Brandstifter hinterließ seine Visitenkarte mit einer Aufschrift auf der Tafel im Physiksaal: „Der Mondscheinknecht war da …“ Wer im Dezember 1974 Schüler oder Lehrer am Gymnasium war, wird sich ganz sicher erinnern. „Es war der Traum jeden Schülers: Feuerwehrleute schippten angekohlte Schulhefte aus den zersprungenen Fenstern und die bis jetzt – sechs Wochen vor dem Zeugnis – geschriebenen Klassenarbeiten schwammen in Löschwasserpfützen“. So beschrieb der Zeitungsredakteur seine Eindrücke von der Einsatzstelle.
Als ein Passant den neben der Schule wohnenden Hausmeister vom Brand verständigte, musste dieser feststellen, dass sein Telefon nicht funktionierte. Die damaligen Zeitungsartikel vermuteten einen Zusammenhang zur Brandstiftung. Jedenfalls musste der Hausmeister erst einmal zu einem Nachbarn eilen und vor dort den Notruf absetzen. Um 6.14 Uhr gab die Einsatzzentrale der Feuerwehr im Landratsamt Großalarm für die Feuerwehren Ottobrunn, Neubiberg, Hohenbrunn und Unterhaching.
Der südliche Trakt, der die große Freitreppe des Pausenhofs überbrückte, stand bei Ankunft der Einsatzkräfte in Vollbrand. Über die beiden angrenzenden Treppenhäuser gelang es den etwa 100 Einsatzkräften – davon 28 Ottobrunner unter der Leitung von Kommandant Matthias „Hias“ Oexler – die Ausbreitung vom Verwaltungstrakt auf die Klassenzimmer im 1. Stock zu verhindern. Das Feuer zerstörte das Schulsekretariat, die Direktorenzimmer, das Lehrerzimmer, die Bücherei und den Raum, in dem die Druckmaschine zur Vervielfältigung von Unterlagen mit ihren Chemikalien stand. Die markante Stahlskelettbauweise mit ihrer fabrikartigen Sheddachkonstruktion litt besonders unter der Hitzeentwicklung des Brandes. Die Stahlträger verzogen sich, die Blecheindeckung hing herab, das heiße Bitumen von der Dacheindeckung tropfte auf die im Innenangriff eingesetzten Atemschutzträger. Gegen 7.15 Uhr hatten die Feuerwehren den Brand unter Kontrolle, um 11.36 Uhr rückte die Ottobrunner Wehr als Letzte wieder in ihrem Gerätehaus ein. Im Einsatzbericht stehen für Ottobrunn 9 C-Rohre, 1 B-Rohr, Wenderohr der Drehleiter, 13 Atemschutzgeräte, mehrere Steck- und Schiebeleitern sowie die Tragkraftspritze. Die Zeitungsberichte merkten kritisch an, dass die zahlreichen Schaulustigen es den Feuerwehrleuten nicht leicht machten, den Brand von Anfang an wirkungsvoll zu bekämpfen.
Für die Schüler bedeutete der Brand, dessen Schaden mit 3 bis 4 Millionen DM beziffert wurde, ein fünftägiger Unterrichtsausfall. Zuerst musste vor allem die beschädigte Heizungsanlage wieder instandgesetzt werden. Aus der Schule, die eh schon unter Überfüllung ächzste, mussten zwei weitere Klassen an andere Schulen in Ottobrunn oder Riemerling ausgelagert werden.
Nach der Auslobung von 3000.- DM für Hinweise erhielt die Sonderkommission des Landeskriminalamtes viele Informationen, die bald zur Ergreifung des Täters führten. In seiner Vernehmung zerschlugen sich die Befürchtungen, es könnte ein Racheakt eines Schülers gewesen sein. Der 18-Jährige hatte nie das Gymnasium Ottobrunn besucht. Bei seinem Einbruch suchte er Geld, und als er keines fand, legte er Feuer.
Der zweite Schlag mit tragischem Ausgang
Erst einige Tage vor den Weihnachtsferien 1976 hatte die Baubehörde den wieder aufgebauten Bereich abgenommen und zur Nutzung freigegeben. Und nun brannten am ersten Weihnachtsfeiertag, dem 25.12.1976, schon wieder der Südtrakt und sechs angrenzende Klassenzimmer. Ein Schock für die Schulleitung, Bürgermeister Ferdinand Leiss und die Ottobrunner Bevölkerung.
Um 6.08 Uhr begann der bis Mittag dauernde Großeinsatz der Feuerwehren Ottobrunn, Hohenbrunn, Neubiberg, Putzbrunn, Unterbiberg und Unterhaching. Der Einsatzbericht vermeldet für die FF Ottobrunn 55 Einsatzkräfte, die 5 C-Rohre, 1 B-Rohr, das Wenderohr der Drehleiter, 16 Pressluftatmer und Steckleitern einsetzten. Zur Abwehr von Wasserschäden in den unteren Stockwerken dienten 2 Tauchpumpen und 4 Wassersauger.
Während der Löscharbeiten entdeckten Schaulustige im angrenzenden Schulwald eine Leiche. Es war derselbe Täter wie zwei Jahre zuvor. Nach Verbüßen der eineinhalbjährigen Strafe brach er – wieder auf der Suche nach Geld – ins Gymnasium ein und legte Feuer. Der in schwierigen Verhältnissen aufgewachsene, durch eine körperliche Behinderung verbitterte junge Mann sah keinen Ausweg mehr, schrieb einen Abschiedsbrief und nahm sich während der Löscharbeiten das Leben. Dieses Schicksal machte ihn zum Objekt der bundesweiten Presse, so berichtete der Stern über die Ottobrunner Gymnasiumsbrände.
Quellen: Einsatzberichte der FF Ottobrunn, undatierte Zeitungsausschnitte von 1974 und „Geschichte des go“ auf der Homepage des Gymnasiums Ottobrunn