Einsatzfahrzeuge blieben im Stau auf der Autobahn A99 am 21.3.2023 hängen
9.16 Uhr am 21. März 2023: Alarm für die FF Ottobrunn, einen Kreisbrandinspektor, einen Kreisbrandmeister und den Kran mit Begleitfahrzeug und Leitungsdienst der BF München. Einsatzort: A99 Einfahrt Ottobrunn Fahrtrichtung Lindau. Meldung: Auffahrunfall 2 Lkw, Fahrer eingeklemmt.
Im zähflüssigen Verkehr musste laut Ermittlungen der Polizei ein Lkw stark abbremsen, der nachfolgende Lkw fuhr auf. Die Spurenlage lässt vermuten, dass dessen Fahrer noch nach rechts ausweichen wollte. Dabei gab es einen Aufprall mit etwa 50% Überlappung auf der linken Seite auf den vorausfahrenden Sattelauflieger und rechts bohrte sich die Sattelzugmaschine in die Leitplanke. Das Fahrerhaus wurde dabei stark deformiert, der Fahrer hinter dem Armaturenbrett vor allem im Beinbereich eingeklemmt.
Bereits nach 5 Minuten waren die beiden First Responder der FF Ottobrunn sowie kurz darauf Kommandant Eduard Klas mit dem ELW vor Ort. Ein Zugang zum Verletzten ergab sich für die Ersthelfer, First Responder und Rettungsdienst durch die Beifahrertüre. Große Lob an den Fahrer des vorderen Lkw. Nach dem Aufprall lief er nach hinten, kletterte in die Kabine und betreute als Ersthelfer den Verletzten und stand den Rettungskräften als Dolmetscher zur Verfügung. Offensichtlich klappte die Verständigung zwischen polnischer und serbischer Sprache.
Die 29 mit dem erweiterten Rüstzug ausgerückten Kameraden stellten den Brandschutz sicher, klemmten die Batterie ab, kontrollierten beide Fahrzeuge auf auslaufende Flüssigkeiten und sahen nach der Ladung. Bis auf das Kühlerwasser gab es keinen Flüssigkeitsaustritt. Der vordere Sattelzug war mit Stahlteilen, der hintere mit Holzplatten beladen. Daher konzentrierten sich alle Arbeiten auf die zügige und schonende Befreiung des eingeklemmten Fahrers. Während die einen Kameraden das Lkw-Rettungsgerüst aus dem Abrollbehälter Rüst aufbauten, legten andere die Rettungsgeräte aus dem HLF 20, dem LF 16/12 und den Rollwagen aus dem AB Rüst bereit. Mit der Säbelsäge vergrößerte man die Öffnung in der zerborstenen Frontscheibe, um auch von vorne an den Fahrer heranzukommen. Die Rettungsschere kam zuerst zum Einsatz, um die deformierte Fahrertüre aus dem Blechknäuel herauszuschneiden und kurz darauf zum Durchtrennen des linken A-Holms.
Die nächste Aufgabe lag darin, die Einklemmung zu beenden. Der Plan war, die Fahrzeugfront mit dem Armaturenträger nach vorne zu drücken. Da für den Spreizzylinder keine geeigneten Ansatzpunkte zu erkennen waren, entschloss man sich für den Zug mittels eingebauter Winde des WLF. Dieses wurde vor dem Lkw positioniert nachdem der vordere Lkw in Stück weggefahren war, um Platz zu schaffen. Zur Sicherung und als Gegenzug fixierten Einsatzkräfte das Unfallfahrzeug mit einem Greifzug nach hinten. Allerdings konnte dafür kein Einsatzfahrzeug als Anschlagpunkt dahinter platziert werden. Dafür gab es keinen Platz, weil dort der nachfolgende Verkehr und die Rettungsdienstfahrzeuge standen. Daher wählte man als Anschlagspunkt die Verstrebung der Leitplanke. So konnte der Maschinist des WLF in enger Abstimmung mit dem die Rettung koordinierenden Gruppenführer des HLF 20 die Fahrzeugfront nach vorne ziehen. Nach mehreren Schnitten mit hydraulischem Rettungsgerät in der Karosserie und dem Innenraum stand fest, dass noch der linke Fuß zwischen Radlauf und dem durch Luftverlust sofort abgesackten Fahrersitz fest steckte. Mit einem kompakten Kombispreizer ließ sich die Sitzfläche wieder soweit nach oben drücken, dass der Fahrer frei kam und auf einem Spineboard nach rechts durch die Beifahrertüre aus dem Fahrerhaus herausgehoben werden konnte. Etwa 30 Minuten nach der Alarmierung waren die Rettungsmaßnahmen abgeschlossen.
Für die Rettungsarbeiten und die Landung des Rettungshubschraubers musste die Fahrbahn etwa eine Stunde lang gesperrt werden, danach konnte der Verkehr auf der linken Fahrspur an der Unfallstelle vorbei geleitet werden.
Fehlende Rettungsgasse
Die Anfahrt zur Einsatzstelle gestaltete sich für die großen Einsatzfahrzeuge äußerst schwierig, weil die Pkw- und Lkw-Fahrer keine Rettungsgasse gebildet hatten. Das stellt gerade bei einer solchen Alarmmeldung für die Einsatzkräfte eine große Stressbelastung dar, im stehenden Verkehr hängenzubleiben und zentimeterweise zwischen den Fahrzeugen durch zu rangieren anstelle zügig zur Menschenrettung voranzukommen. Deshalb wurde dann entschieden, den Wechsellader-Kran bei der Anfahrt zur Anschlußstelle Hohenbrunn umzuleiten und entgegen der Fahrtrichtung auf der gesperrten Autobahn anfahren zu lassen. Der Kran der Berufsfeuerwehr München kam nicht mehr zum Einsatz.
Um 10.40 Uhr rückte die Ottobrunner Feuerwehr wieder ein. Das war allerdings nur der Auftakt für einen einsatzreichen Vormittag. Eine Stunde später gab es Alarm für die Feuerwehren Ottobrunn, Neubiberg, Unterhaching, Kreisbrandinspektion, Rettungsdienst und Polizei wegen der Auslösung der Feuermeldeanlage in einem Altersheim in Ottobrunn. Eine Ursache konnte jedoch nicht gefunden werden. Die 22 Einsatzkräfte waren gerade mal 11 Minuten zurück im Gerätehaus, als sich die Feuerwehr-Einsatzzentrale schon wieder meldete. Die Polizei bat um Amtshilfe bei dem Verschalen einer Türe. Dafür rückten nochmals 9 Einsatzkräfte aus. Die Einsatzstatistik des Tages vervollständigte ein Alarm für die beiden diensthabenden First Responder um 15.38 Uhr.