In der Tiefgarage der neuen Ortsmitte brannte es 1985 drei Mal

Dort, wo an der Rosenheimer Landstraße jahrzehntelang Wald und Wiesen waren, entstand Mitte der 1980er Jahre die Ottobrunner Ortsmitte mit Rathaus, Wolf-Ferrari-Haus und den Gebäudekomplexen entlang der Fußgängerzone mit Wohn- und Geschäftshäusern. Unter dieser Fußgängerzone erstreckt sich eine etwa 240 Meter lange Tiefgarage. Sie hat zwei Stockwerke und ihre Ein- und Ausfahrt liegen an der Straße Am Bogen.  Ein Großteil der Häuser waren bereits bezogen, einige befanden sich 1985 noch im Bau. In dieser sensiblen Phase, als das Ortszentrum die Akzeptanz der Bevölkerung von Ottobrunn und umliegender Gemeinden als Geschäfts- und Verwaltungszentrum finden musste, erschütterte eine Brandstiftungsserie die Gemeinde. In dieser Tiefgarage brannte es dreimal innerhalb eines Jahres. Der letzte dieser Brände jährt sich in diesen Tagen zum 40. Mal. Die Einsatzdaten lauten:

  • 8.März 1985, 06.07 – 09.33 Uhr
  • 25. Juli 1985, 05.43 – 11.53 Uhr
  • 25. November 1985, 02.13 – 07.13 Uhr

Bewohner, die am Morgen des Freitags 8.3.1985 in die Tiefgarage gehen wollten, um ihr Auto zu holen, standen vor einer Rauchwand. Der Rauch in der oberen Ebene war so schwarz und dicht, dass der Angriffstrupp auf der Suche nach dem Feuer nicht mal die sprichwörtliche Hand vor den Augen sah. Die Wärmebildkamera, wie sie heute ganz selbstverständlich zur Ausrüstung der Feuerwehr gehört und mit der man eine Hitzequelle im Rauch erkennen könnte, gab es damals noch nicht. Der Angriffstrupp ging bei der Einfahrt in den dichten Rauch hinein und lief die komplette obere Ebene bis zur Ausfahrt ab.  Da der Rauch keine ausgeprägte Thermik zeigte und auch keine Hitzequelle zu spüren war, verdichtete sich der Eindruck, dass der Brand in der Nacht ausgebrochen und zwischenzeitlich weitgehend erloschen sei. Um den Brandherd zu finden, musste auf dem Rückweg jedes einzelne Fahrzeug ertastet und genau kontrolliert werden. Man fand zuerst aufgebrochene Fahrzeuge und dann in deren Nähe drei nebeneinander stehende, ausgebrannte Personenwagen. Es waren nur noch Nachlöscharbeiten erforderlich. Etwa 25 weitere Fahrzeuge hatten Schäden durch die intensive Verrußung erlitten. Zur Unterstützung rückten die Wehren von Neubiberg und Unterhaching sowie der Werkfeuerwehr MBB-IABG Ottobrunn an. Die 35 Einsatzkräfte der Ottobrunner Feuerwehr, die mit ihrem gesamten Fuhrpark aus acht Fahrzeugen ausgerückt waren, setzten 16 Preßluftatmer, ein C-Rohr und zwei Be- und Entlüftungsgeräte ein. Zur Ausleuchtung der Einsatzstelle bauten sie fünf Halogenscheinwerfer auf. Verlegt wurden etwa 475 Meter Schlauch.

Anders war die Situation am Donnerstag 25.7.1985. Da quoll dichter Rauch aus der Tiefgarage und aus dem Abluftkamin, denn beim Eintreffen der Feuerwehr standen Personenwagen in Brand. Stück für Stück kämpften sich die 33 Ottobrunner Einsatzkräfte durch den dichten Rauch und die enorme Hitze, bis sie den Brand der fünf nebeneinander stehenden Fahrzeuge löschen konnte. Etwa 50 Pkw wurden durch Hitze und Rauch beschädigt. Die Tiefgarage war erst wenige Tage zuvor nach Abschluss der Renovierungsarbeiten zur Benutzung freigegeben worden. Auch hier kamen Nachbarfeuerwehren zur Unterstützung zum Einsatz. Im Einsatzbericht wurden für die Ottobrunner Feuerwehr als eingesetzte Geräte notiert: 16 Atemschutzgeräte, 2 C-Rohre, Be- und Entlüftungsgerät, sechs Halogenscheinwerfer, Sperrwerkzeug zum Öffnen verschlossener Zutrittstüren sowie 530 Meter Schlauch.

Da bei beiden Großbränden Brandstiftung Ursache war, sahen die Einsatzkräfte der Wiedereröffnung der Tiefgarage nach der Renovierung zu Ende November mit Bangen entgegen. Würde der unbekannte Täter wieder zuschlagen? Wegen starker Schneefälle durften die Anwohner früher als der Feuerwehr mitgeteilt, die Garage wieder nutzen. Und so waren die 44 Einsatzkräfte überrascht und entsetzt, als am Montag 25.11.1985 in der Nacht um 2.13 Uhr die Funkalarmempfänger piepsten, die Sirene heulte und ihnen als Einsatzort die Tiefgarage Am Bogen mitgeteilt wurde. Wieder drang dichter schwarzer Rauch aus den Ein- und Ausfahrten. Auf der oberen Ebene standen vier Pkw in Vollbrand. Weil Rauch und insbesondere die enorme Hitze in einer Tiefgarage nicht nach oben entweichen können, war Schwerstarbeit unter Atemschutz gefordert, um bis zum Brandort vorzudringen. Noch mehr Fahrzeuge als bei den vorhergehenden Bränden erlitten Ruß- und Hitzeschäden. Es sollen etwa 60 gewesen sein. Die Ottobrunner Feuerwehr setzte 21 Atemschutzgeräte, drei C-Rohre, ein Be- und Entlüftungsgerät sowie drei Halogenscheinwerfer ein und verlegte etwa 700 Meter Schlauch. Die Feuerwehr Neubiberg setzte ebenfalls Atemschutzgeräteträger ein. Von der Berufsfeuerwehr München forderte die Einsatzleitung deren Gerätesatz zur Be- und Entlüftung an. Mit diesen Geräten, die zur schnellen Entrauchung der U-Bahntunnel konzipiert wurden, saugte sie den Rauch aus diesem weitläufigen unterirdischen Bauwerk.

In allen drei Fällen handelte es sich laut Brandfahndung der Polizei um Brandstiftung. Ob ein Täter ermittelt und verurteilt werden konnte, ist der Feuerwehr nicht bekannt. Jedenfalls setzte sich die Brandstiftungsserie nicht fort. Die Gemeinde reagierte bei der Ausrüstung der Feuerwehr auf diese Einsätze. Bei diesen Gebäudeausmaßen standen die Atemschutzgeräteträger nicht nur wegen der intensiven Verqualmung und der enormen Hitzestrahlung vor großen Herausforderungen. Durch die weiten Wege verkürzte sich mit den herkömmlichen Pressluftatmern die verfügbare Einsatzzeit an der Brandstelle. So musste für einen erfolgreichen Löschangriff eine Vielzahl an Geräteträger eingesetzt werden. Deshalb wurden vier Langzeitatmer angeschafft. Die Einsatzzeit verlängerte sich mit diesen Kreislaufgeräten – bekannt unter ihrer Herstellerbezeichnung als „Travox“ – von einer halben Stunde auf etwa zwei Stunden.  Als Jahre später neue Atemschutzgeräte mit zwei größeren und leichteren Atemluftflaschen auf den Markt kamen, die eine längere Einsatzzeit erlauben, sonderte man die in Wartung und Einsatz aufwändigeren Kreislaufgeräte wieder aus. Seitdem befinden sich vier Langzeitatmer für Einsätze in Tiefgaragen oder weitläufig Gebäudekomplexen als Zusatzbeladung auf dem ersten Ottobrunner Löschfahrzeug.

Hinweis zu den Fotos

Die Fotos zeigen die in den 1980er Jahren übliche Schutzausrüstung, den Schutzanzug Bayern 2. Im Vergleich mit heute unvorstellbar, welcher Ruß- und Hitzebelastung die Einsatzkräfte damit ungeschützt ausgesetzt waren. Kopfschutzhauben, die die Hautpartien vor Kontamination mit Rauchpartikeln und Ruß schützen, kamen erst später auf den Markt. Zudem würde man heute nicht ohne Atemschutz die gelöschte Einsatzstelle zur Positionierung der Rauchabzugslutten betreten, weil sich immer noch viele gesundheitsschädliche Schadstoffe in der Luft befinden.

Der Angriffstrupp kommt aus der brennenden Tiefgarage zurück und erstattet dem Einsatzleiter Bericht, während links davon ein Reservetrupp der FF Neubiberg auf seinen Einsatzauftrag wartet.

So intensiv quoll beim letzten Brand am 25.11.1985 der Rauch aus der Einfahrt in die Tiefgarage. Das Foto stammt von FIRE Foto Thomas Gaulke.

Nach Abschluss der Löscharbeiten wird der Rauch mit großen Lutten aus der Tiefgarage abgesogen. Durch die enorme Hitzestrahlung hängen die an der Decke verlegten Leitungen herab. Im Hintergrund sind einige der ausgebrannten Pkw zu sehen.

Erschöpft und massiv verdeckt von Ruß und Rauch kommt eine Einsatzkraft aus dem Innenangriff in der Tiefgarage zurück.