Rückblick: Vor 40 Jahren brannte eine große Baracke auf dem „Gräsa-Gelände“ am Ende der Finkenstraße

An jedem letzten Freitag eines Monats blicken wir auf ein interessantes Thema aus der Geschichte der Ottobrunner Feuerwehr. Wer im Amselweg, Eulenweg, Käuzchenweg, Rabenweg oder Starenweg wohnt, weiß vermutlich gar nicht, dass dort bis vor 40 Jahren die letzten großen Baracken standen, die für Ottobrunn im „Dritten Reich“ und in der Nachkriegszeit nicht ungewöhnlich waren.  Diese gehörten zur LFM Luftfahrtforschungsanstalt München und wurden in der Nachkriegszeit zum Wohnen und als Betriebsstätten und Lager von Gewerbetrieben genutzt. Eine davon brannte am 14. Januar 1981. Das Gelände war älteren Ottobrunnern nach einer der Firmen als „Gräsa-Gelände“ bekannt.

Der bekannte Münchner Feuerwehreinsatzfotograf Thomas Gaulke stellte dankenswerterweise aus seinem Archiv einige Fotos und eine von ihm angefertigte Skizze zur Verfügung. Der Autor dieses Beitrages rückte als junger Feuerwehrmann auf der Drehleiter aus und hat sich damals seine Eindrücke notiert, die so kaum gekürzt wiedergegeben werden:

„Die Meldung lautete um 17.39 Uhr eigentlich „Wohnbaracke brennt“. Es war aber die daneben stehende Baracke. In ihr waren vor allem Keramik und Porzellan in 1-m³-Drahtkörben gelagert. Im Verpackungsmaterial und den Lacken fand das Feuer reichlich Nahrung. In einem anderen Teil befand sich eine „schwarze“ Autowerkstatt, die die Polizei bei dieser Gelegenheit ausheben konnte. Auf der anderen Seite war ein abgeteilter Raum, in dem mit Blech beschlagene Schalbretter gelagert wurden. Die 39 Mann der FF Ottobrunn rückten mit TroTLF 16, TLF 16, DL 30, RW 2, ELW, MTW und Privat-Pkw aus. Das LF 16 TS stand in der Werkstatt. An diesem Tag hätte man dessen Schläuche dringend gebraucht, zumal, da von der DL 30 die B-Schlauchhaspel im Gerätehaus vergessen wurde. Der Gerätewart hatte sie nachmittags beim Test der Leiter abgehängt und konnte sie nicht allein wieder einhängen.

Beim Eintreffen stand die 60 x 12 m (nach anderer Quelle 40 x 15 m) große Halle noch nicht ganz in Flammen. Die Seitenwände und das Dach aus Holz waren schon vollkommen zusammengebrannt. Die Ausbreitung auf beiden Seiten konnte nicht mehr verhindert werden. Das TroTLF 16 und das TLF 16 parkten auf der linken Seite (aus Blickrichtung der Zufahrt über die Finkenstraße). Die Besatzungen der anderen Fahrzeuge eilten sofort dahin, um die Wasserversorgung aufzubauen. Die erste B-Leitung wurde zum nächsten Oberflurhydranten gelegt. Beim Aufdrehen stellte sich heraus, daß er keinen Wasseranschluss besaß. Das gleiche war auch beim zweiten Oberflurhydranten auf dem Gelände der Fall. Daß auch ein – allerdings nicht gekennzeichneter – Unterflurhydrant auf dem Gelände war, entdeckte man erst beim Abrücken, denn das TroTLF 16 stand genau auf dem Deckel. Das war aber gut so, denn auch dieser Hydrant war wegen Beschädigung seiner Klauen nicht betriebsbereit. So mußten die ganzen Leitungen umgebaut werden zum nächsten Oberflurhydranten am Jugendheim. Vom TroTLF 16 wurde erstmal ein B-Rohr vorgenommen. Der Aufbau aller Schlauchleitungen und der Leitungen von den Pumpen zum Verteiler war auf Grund des Mangels an B-Schläuchen sehr schwierig. Vom TLF 16 kam der letzte 5-Meter-B-Schlauch mit B-Rohr mit Stützkrümmer zum Einsatz. Es waren zeitweise bis zu 3 B-Rohre im Einsatz.

Skizze der Einsatzstelle. Oben ist die Zufahrt von der Finkenstraße, heute Eulenweg. Der Wind kam von Süden. (FIRE Foto Thomas Gaulke)

Das TLF 16 steht neben der Wohnbaracke, die nicht vom Brand betroffen war. (FIRE Foto Thomas Gaulke)

Während des Aufbaus der Leitungen trafen in schneller Folge 2 RTW der JUH, 2 RTW des BRK, 1 RTW des ASB und 1 NAW der BF München ein. Bis auf die beiden Fahrzeuge der JUH konnten alle Fahrzeuge wieder abgezogen werden. Verletzte gab es keine.

Der Kommandant forderte die WF MBB-IABG an, deren Betriebsgelände gleich in der Nachbarschaft liegt. Vom Werk aus legte sie eine 220 m lange B-Leitung. Die je zwei Schnellangriffe des ZB 6 und des SLF 24 verlängerte man mit mehreren C-Schläuchen. So waren von der FF Ottobrunn zeitweise 7 C-Rohre und von der WF MBB-IABG 4 C-Rohre im Einsatz. Auch der Monitor des ZB 6 kam zum Einsatz. Die Segelyacht wurde entgegen der Zeitungsberichte kein Opfer der Flammen – sie wurde im Gegenteil mehrmals mit Wasser eingeweicht.

Ein Innenangriff war zu keinem Zeitpunkt möglich. Die Verrauchung des Geländes, besonders auf der Nordseite war so stark, daß sich die Bediener der Strahlrohre mehrmals fluchtartig zurückziehen mußten, nachdem es auch keine Erleichterung brachte, unterhalb vom Rauch im Schnee sitzend zu löschen. Auf der Nordseite wurden kurzfristig 4 Preßluftatmer eingesetzt, um weiter löschen zu können.

Barackenbrand am 14.1.1981: Die Werkfeuerwehr MBB-IABG kam unter anderem mit dem SLF 24 zur Unterstützung. (FIRE Foto Thomas Gaulke)

Bei Ankunft der Feuerwehr war der mittlere Teil der hölzernen Baracke bereits in den Flammen zusammengefallen. (FIRE Foto Thomas Gaulke)

Der weithin sichtbare Feuerschein lockte mehrere hundert Schaulustige aus der Siedlung an der Ottosäule an die Brandstelle. Sie standen dort zum Teil mehrreihig und warfen Schneebälle in die Flammen. Als bekannt wurde, daß sich in der Halle Propangasflaschen befinden, schickte die Polizei, die mit einer halben Hundertschaft angerückt war, die Schaulustigen vom Gelände. Auch wurden die Mannschaften von den Strahlrohren zurückgeholt. Bald wurde jedoch bekannt, daß sich die Gasflaschen nur im östlichen Teil, in der Autowerkstatt befänden. Wie verläßlich solche Aussagen sind, konnte ich an dem Strahlrohr merken, an dem ich stand: direkt am ausgebrannten Gabelstapler lag eine solche Flasche. Die wurde nach längerer Kühltätigkeit herausgeholt und in den Schnee gelegt.

Zu einem weiteren Einsatzschwerpunkt entwickelte sich der etwa 15 m² große Schuppen, in dem die mit Metallplatten bezogenen Schalbretter brannten. Wir versuchten mit Einreißhaken und Leinen die Seitenwände zu entfernen und durch die entstandenen Öffnungen das Feuer zu löschen. Die kompakte Stapelung und die Blechtafeln verhinderten einen Löscherfolg. Selbst der Einsatz einer Motorsäge brachte keinen Erfolg beim Zerstören der Wand. Sobald man an die Schalbretter kam, schaffte man sie per Hand heraus und spritzte sie mit 2 C-Rohren ab. Zur Ausleuchtung wurden 7 Halogenscheinwerfer auf Stativen aufgebaut bzw. an den Einsatzfahrzeugen befestigt. Auch der Lichtmast vom RW 2 fand zu diesem Zweck Verwendung. Inzwischen waren eine Brotzeit und heißer Tee besorgt worden.

Große Probleme bereitete die dichte Lagerung der mit Blech bezogenen Schalbretter. Rechts am Strahlrohr der Autor.

Vor 40 Jahren stellte man sich noch bedenkenlos mitten in die dampfenden Trümmer der Schalbretter. Heute trägt man an dieser Stelle ganz selbstverständlich Atemschutz.

Die WF MBB-IABG baute ihre Schlauchleitungen wieder ab. Zu diesem Zeitpunkt rauchte und dampfte es auf dem ganzen Gelände. Wurde darin Feuerschein entdeckt, spritzte man mal in die Richtung. Für die anschließende Brandwache wurde eine neue Schlauchleitung aufgebaut, von der sieben C-Rohre abgingen. Es wurde dazu keine Pumpe benötigt, denn der Wasserdruck war für so eine Aufgabe hoch genug. Bis auf ELW und RW 2 rückten alle Fahrzeuge gegen 20.30 Uhr ab. Eingeteilt wurden fünf Schichten für die Brandwache. Die erste von 20.30 – 22.00 Uhr übernahm Kommandant Mathias Oexler, die zweite von 22.00 Uhr bis Mitternacht der 2. Kommandant Hermann Gallinger, die dritte von 0.00 – 2.15 Uhr Löschmeister Erwin Ettl, die vierte von 2.15 – 4.00 Uhr Löschmeister Wolfgang Kohnke und die letzte von 4.00 bis 9.30 Uhr wieder der Kommandant.“

Laut Zeitungsmeldung in der SZ vom 21.1.1981 war nach Ansicht der Brandfahnder der Polizei möglicherweise ein elektrischer Defekt die Ursache. Für eine Brandstiftung gab es keine Hinweise. Der Schaden wurde auf mehrere 100 000 Mark geschätzt.

Nichts mehr zu retten gab es bei dem Brand der Baracke. Kälte, Schnee und der Schneefall erschwerten die Löscharbeiten.

Zeitweise hüllte der Rauch auf der Nordseite die Einsatzstelle ein und zog über das SLF 24 der Werkfeuerwehr. (FIRE Foto Thomas Gaulke)