Eine innovative Lösung für das Ottobrunner Einsatzgebiet
Am Anfang stand ein Workshop im März 2018, am Ende stand die Indienststellung am 27. Juli 2020. Ausgangspunkt der Planung war der nach 25 Jahre erforderliche Ersatz des KLAF. Eine Analyse, wofür dieses 1993 beschafft wurde und heute eingesetzt wird ergab sofort, dass dieser Fahrzeugtyp nicht wieder benötigt wird. Fielen damals jährlich über 50 Insekteneinsätze an, spielen sie heute keine Rolle mehr. Für Wasserschäden oder Ölspuren rücken als erstes die jüngeren Hilfeleistungslöschfahrzeuge aus. Den Verkehrssicherungsanhänger zieht nun der Lkw.
Allerdings haben sich in den letzten drei Jahrzehnten die Einsatzbedingungen gewandelt. Ottobrunn hat etwa 3000 Einwohner mehr, ohne dass die besiedelbare Fläche wuchs. Das macht sich in immer engerer Bebauung, Nachverdichtung sowie einem deutlichen Anstieg der Verkehrsbelastung bemerkbar. Die großen Löschfahrzeuge kommen kaum immer schwieriger durch die mehr und mehr verparkten Straßen durch. In den 1960er bis 1980er Jahren entstanden Siedlungen, in die man mit großen Fahrzeugen nicht hineinfahren kann, beispielsweise beidseits des Ranhazweges. Der Zeitaufwand, sehr zügig die Einsatzstellen zu erreichen, stieg an.
Die Führungskräfte der Ottobrunner Feuerwehr formulierten im Workshop ihre Erwartung an ein kompaktes, vielseitig einsetzbares Fahrzeug, mit dem man Einsatzstellen in den Siedlungen erreicht. Erst seit wenigen Jahren gibt es den Fahrzeugtyp Mittleres Löschfahrzeug MLF. Für dessen Beschaffung erhielt die Gemeinde einen Zuschuss vom Freistaat Bayern. Seine Eckpunkte lauten: Besatzung 6 Einsatzkräfte, Pumpenleistung 1000 l/min bei 10 bar, mindestens 600 Liter Wassertank. Zwei Vorgaben aus der Sitzung hatten großen Einfluss auf die Wahl des Herstellers. Zum einen sollte das MLF über eine automatisierte Schaltung verfügen, damit sich der Fahrer auf der Einsatzfahrt ganz auf die Verkehrsverhältnisse und die Reaktionen anderer Fahrer konzentrieren kann ohne nach dem passenden Gang zu suchen und selber schalten zu müssen. Zum anderen sollte ein Gesamtgewicht von höchstens 7,49 Tonnen eingehalten werden. Inhaber des früheren Pkw-Führerscheins Klasse 3 dürfen das MLF fahren. Jüngere Einsatzkräfte mit dem Führerschein B erhalten nach einer hausinternen Schulung den für diese Tonnageklasse erforderlichen Feuerwehrführerschein. Somit konnte die Gemeinde um finanzielle Aufwendungen für zusätzliche Lkw-Führerscheine entlastet werden.
Als einziges Produkt, das alle Anforderungen erfüllt, fand sich der in Portugal produzierte Fuso, eine Marke der Daimler AG. Auf diesem Fahrgestell baut die Firma Lentner in Hohenlinden auf. Mit 2,30 Meter Breite passt das MLF auf Fuso Canter 7C18 in die Wege der Siedlung – beispielsweise zwischen Schwalbenstrasse und Ranhazweg – wie Fahrversuche bewiesen haben.
Die Beladung nach Norm sieht vor allem eine Ausrüstung zur Brandbekämpfung vor. Dazu gehören 4 Atemschutzgeräte und die Wärmebildkamera. Nach Ottobrunner Erfordernissen kamen hinzu Wassersauger, Tauchpumpe, Hochleistungslüfter, Sichtschutzwand, Sperrwerkzeug, Rettungsgerüst, Bahnerdungs-Garnitur, umfangreiches Handwerkszeug und OSB-Pressspanplatten. Direkt am Motor ließ man einen 5 kVA leistenden Stromerzeuger anbauen. Für Ausleuchtung sorgt ein auf dem Dach aufklappender Lichtmast. Selbst mit dieser umfangreichen Zusatzbeladung bleibt noch eine Gewichtsreserve.
Dank einer großzügigen Spende der Ottobrunner Firma Elektroanlagen Götzberger zählt ein akkubetriebener Kombispreizer zur Beladung. Bei Verkehrs- oder Maschinenunfällen wird er seinen Beitrag zur Menschenrettung leisten.
Somit hat die Führung der Feuerwehr die Ausrückeordnung aktualisiert: Das MLF fährt künftig alle Notfallöffnungen von Wohnungen, Wasserschäden oder Tiereinsätze. Für jede Straße wurde festgelegt, ob zu Bränden nun als Erstes das kompakte MLF oder das größere LF 20 ausrückt. Monitore in der Fahrzeughalle und Durchsagen weisen die Kameraden darauf hin, welches Fahrzeug zu nehmen ist. Mit dem MLF werden Brandsicherheitswachen – beispielsweise beim Sommerfeuer – gestellt. Auch eignet es sich wegen der geringen Bauhöhe bestens als Ausbildungsfahrzeug der Jugendfeuerwehr.