Ihre erste Drehleiter holten die Ottobrunner am 18.2.1972 beim Hersteller ab.
Am 8.12.1965 schrieb die Ottobrunner Feuerwehr an die Gemeinde anlässlich der Aufstellung des Finanzhaushaltes, dass die Anschaffung einer Drehleiter nötig ist. Kurz zuvor waren in der Siedlung an der Lenbachallee die hohen Häuser, darunter das achtstöckige Sternhaus an der Rubensstraße bezogen worden. Der Siedlungsdruck führte im Landkreis zu einer starken Bautätigkeit. Auch für Ottobrunn waren große Wohnanlagen mit Hochhäusern im Gespräch – gebaut wurde eine solche an der Ottosäule. Und dann kam am es am 24.1.1966 zu dem befürchteten Brand in einem sechsstöckigen Haus an der Kaulbachstraße. Mehrere Kinder und Frauen waren in oberen Stockwerken in Gefahr, weil der Kellerbrand das gesamte Treppenhaus stark verqualmte. Die tragbaren Leitern von den Ottobrunner Löschfahrzeugen reichten nur bis zum 2. Stock. Auf Grund der Alarmmeldung war die nächstgelegene Drehleiter angefordert worden. Aber bis die Berufsfeuerwehr München von der damals nächstgelegenen Feuerwache 5 in Ramersdorf eintraf, dauerte es etwa 35 Minuten. Inzwischen war es Atemschutzgeräteträgern gelungen, durch das Treppenhaus die Gefährdeten in Sicherheit zu bringen. Umgehend erneuerte man die Forderung in einem Brief an den Bürgermeister und die Gemeinderäte zum Kauf der Drehleiter, weiterer Ausrüstung und den Bau eines Gerätehauses.
Im Herbst 1967 ließ man sich von den beiden damals – und heute auch noch – weltweit im Drehleiterbau führenden Firmen Magirus und Metz (heute Bestandteil von Rosenbauer) ihre DL 30 (Drehleiter mit 30 Meter Leiterlänge) vorführen und erinnerte die Gemeinde zum wiederholten Male an die nötige Drehleiter. Nun musste aber erst ein neues Gerätehaus geplant und gebaut werden, um eine Drehleiter unterzustellen. Die Diskussion drehte sich im Jahr darauf darum, ob nicht eine Drehleiter in Ottobrunn ausreichend sei, weil die Werkfeuerwehr MBB-IABG gerade die erste DL 30 im Landkreis gekauft habe. Das wäre aber nur möglich, wenn die Werkfeuerwehr personell und gerätemäßig so ausgestattet wäre, dass sie uneingeschränkt handlungsfähig wäre im Werk auch während eines Einsatzes der Leiter mit Bedienmannschaft im Gemeindegebiet. Diese Anregung wurde als nicht umsetzbar verworfen.
Mit dem Bau des Gerätehauses und dem Umzug am 14.9.1971 von der Jahnstraße an die Ottostraße kam wieder Bewegung in die Beschaffung. Zumal nun wegen dem Bau der achtstöckigen Wohnhäuser an der Ottosäule dringender Handlungsbedarf geltend gemacht wurde. Ältere Kameraden erzählten, dass der damalige Kommandant Mathias Oexler bei Bürgermeister Ferdinand Leiss einen Baustopp gefordert habe, weil man bis zur Auslieferung den Brandschutz und die Rettung von Bauarbeitern und Bewohnern nicht gewährleisten könne. Ob ein Baustopp wirklich verhängt wurde, ist allerdings nicht überliefert. Am 18.2.1972 war es dann endlich soweit: Einige Kameraden holten nach einer intensiven Einweisung ihre erste Drehleiter beim Hersteller Magirus in Ulm ab, stürzten sich mit großem Eifer auf die Ausbildung und feierten am 8.4.1972 die Fahrzeugsegnung.
Die DL 30 h (h bedeutet hydraulischer Antrieb; 30 Meter Länge, das reicht bis zum 8. Stock) war auf einem 170 PS starken Magirus-Deutz FM 170 D 12 F aufgebaut. In der Kabine war Platz für sechs Einsatzkräfte und im bei Bedarf an der Leiterspitze einzuhängenden Korb war Platz für zwei Personen. Seine Tragkraft betrug 180 kg. Zwei Besonderheiten wies das Ottobrunner Fahrzeug auf: Zum einen die hydraulische Kranwinde an der Unterleiter, die 3 Tonnen heben konnte. Das gab es bei weitem nicht bei jedem Fahrzeug. Zum anderen war sie schon mit dem mitfahrenden Bedienstand ausgestattet. Der Maschinist hatte seinen Sitzplatz am Drehturm und somit immer die Leiterspitze im Blick. Zu diesem Zeitpunkt waren vom Boden aus zu bedienende Steuerelemente noch weit verbreitet. Dort musste der Maschinist bei jeder Drehbewegung mitlaufen oder gar über das Podium klettern.
Nach genau 25 Jahren hatte diese Leiter in Ottobrunn ausgedient. Käufer war die Gemeinde Rosenfeld im Zollernalbkreis. Dort lief sie noch bis 2004 bei der Freiwilligen Feuerwehr und dann verliert sich ihre Spur. Zweieinhalb Jahrzehnte stellen im Drehleiterbau mehrere Quatensprünge dar. Die 1996 beschaffte Drehleiter DLK 23-12 C nB war um Welten leistungsfähiger. Computerüberwachte Steuerung der Leiterbewegungen, individuell weit ausfahrbare Abstützung, fest montierter Korb für 270 kg oder 3 Personen, Automatikgetriebe, Korbhalterungen für Wasserwerfer und Krankentrage sind nur einige Stichworte. Und nochmals zwei Jahrzehnte weiter stellt die 2017 in Dienst gestellte DLK 23-12 wieder eine enorme technische Weiterentwicklung dar. Jetzt trägt der Korb 500 kg und hat Platz für fünf Personen. Die oberen 4,7 Meter des Leitersatzes lassen sich abwinkeln, die computergesteuerte Sensorik dämpft in Sekundenbruchteilen Bewegungen und Schwankungen des Leiterparks. Ein Wunderwerk der Technik! Das galt vor 50 Jahren auch schon!