Ottobrunner Feuerwehr am 29. August 2023 beim Hilfeleistungseinsatz im Nachbarlandkreis
Überall wo man hinblickt: zerstörte Dächer, zerschlagene Fensterscheiben, zersplitterte Rollläden, Löcher von Einschlägen der Hagelkörner in den Fassaden, zerbeulte Autos, Planen über den Dächern, Sperrholzplatten vor den Fensteröffnungen, Abdeckungen über zerborstenen Autoscheiben – furchtbare und nicht vorstellbare Zerstörung ringsherum. Mit diesem Eindruck kamen 13 Ottobrunner Einsatzkräfte nach einem arbeitsreichen Tag am 29. August aus Benediktbeuern zurück nach Hause.
Vier Tage zuvor, am Samstag 26.8.2023, war am späten Nachmittag ein schweres Gewitter am Alpenrand entlang gezogen. Tennisballgroße Hagelkörner verwüsteten mehrere Ortschaften in mehreren Landkreisen. Eine davon war Benediktbeuern mit seiner bekannten Klosteranlage und Basilika im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen. Über 1000 Häuser – also etwa 80 Prozent der Gebäude – in dem Ort mit etwa 4000 Einwohnern wurden in wenigen Minuten schwer beschädigt, hieß es in den Medien. Und das Schlimme, seit Samstag bis Mittwoch regnete es ohne Unterbrechung. Das Wasser dringt in die Häuser ein, Mauerwerk und Holzbalken saugen sich voll, ihr Gewicht nimmt zu, die Tragfähigkeit schwindet. In der Klosteranlage müssen große Teile gesperrt und evakuiert werden wegen drohender Einsturzgefahr.
Bereits am Samstag Abend brachten das THW München-Land und Feuerwehren aus dem Landkreis München Notdächer nach Benediktbeuern. Das sind große Gewebeplanen, die von Drehleitern oder Teleskopmasten über ein Hausdach gelegt werden und mit Leinen an ihren verstärkten Löchern am Rand befestigt werden. Seit Sonntag unterstützten aus dem Landkreis München täglich Einsatzkräfte mit Drehleitern und Löschfahrzeugen zusätzlich die Kräfte vor Ort. Die Kreisbrandinspektion München koordinierte den Einsatz der Kräfte aus ihrem Landkreis und rief die Einheiten so ab, dass nirgends im Landkreis Lücken in der Absicherung der Bevölkerung entstanden. Am Dienstag 29.08.2023 war es für 13 Ottobrunner Kameradinnen und Kameraden soweit: sie rückten um 6.33 Uhr mit dem LF 16/12 und dem HLF 20 in den Nachbarlandkreis aus. Unter der Leitung der Kontingentführer KBI Robert Paul und KBM Willi Feldmeier standen etwa 75 Einsatzkräfte mit sechs Drehleitern aus Garching, Haar, Kirchheim, Neuried, Siegertsbrunn und Unterhaching, dem Teleskopmast aus Neubiberg sowie Löschfahrzeugen aus Grasbrunn, Haar, Ottobrunn, Unterföhring, Unterhaching und Unterschleißheim. Hinzu kamen Logistikfahrzeuge der FF Heimstetten und Unterschleißheim. Fünf Mitglieder der UG-ÖEL, darunter ein Ottobrunner Kamerad, unterstützten ihre Kollegen vor Ort in der Einsatzleitung. Etwa 400 Einsatzkräfte der Hilfsorganisationen aus mehreren Landkreisen lautete die Schätzung, hinzu kamen unzählige Handwerker und Mitbürger, die anpackten, wo es Hilfe brauchte.
Je ein Hubrettungsfahrzeug und ein Löschfahrzeug bildeten eine Gruppe. Das LF 16/12 Ottobrunn arbeitete mal mit der TMB 27 der FF Neubiberg und mal mit der DLK 23-12 nB der FF Siegertsbrunn zusammen. Das HLF 20 Ottobrunn bildete mit der DLK 23-12 der FF Kirchheim ein Team. Vor Ort wurden den sieben Gruppen ihre Einsatzaufträge zugeteilt. Zumeist ging es um das Abdecken oder Sichern von zerstörten Dächern gegen Wassereintritt. Mit Absturzsicherung kletterten die Einsatzkräfte unter aufmerksamen Augen der Sicherungsposten über die Körbe der Hubrettungsfahrzeuge auf den Dächern herum, um beschädigte Dachpfanne abzunehmen, Löcher zu verschließen und Planen aufzulegen und zu befestigen. An sechs Einsatzstellen konnten die Ottobrunner so Hilfe bringen, um Hab und Gut der betroffenen Bewohner vor weiteren Schäden zu sichern. Der Dauerregen machte die Dächer glitzschig, und das naß-kühle Wetter machte das stundenlange anstrengende Arbeiten im Freien wenig angenehm. Trotzdem war die Stimmung gut, denn man spürte, dass man der seit Tagen mitten in den Unwetterfolgen lebenden und schwer betroffenen Bevölkerung wertvolle Hilfe geben konnte. Diese war sehr dankbar für die Hilfe, aber man nahm, auch deutlich deren Betroffenheit und die Bedrückung über die Zukunft und die Aufarbeitung der Schäden wahr. Die Ottobrunner erlebten eine tolle Zusammenarbeit mit den Kameraden der anderen Feuerwehren, egal ob aus dem eigenen Landkreis oder aus dem Nachbarlandkreis – man half sich gegenseitig.
Mit Einbruch der Dunkelheit kamen die Arbeiten aus Sicherheitsgründen zum Ende. Um 21.17 Uhr meldeten sich die Ottobrunner Kameradinnen und Kameraden nach fast 15 Stunden wieder im Gerätehaus zurück. Dann galt es, die Geräte und Fahrzeuge wieder aufzurüsten, so das gegen 22.30 Uhr der Einsatz für Ottobrunn beendet werden konnte. Am nächsten Tag waren andere Landkreisfeuerwehren mit dem nächsten Unterstützungskontingent wieder nach Benediktbeuern unterwegs.