Rückblick: Seit 1974 gehört der Autobahnring zum Einsatzgebiet

An jedem letzten Freitag im Monat werfen wir einen Blick auf die Geschichte der Ottobrunner Feuerwehr. Am 28. August 1974 trug man zum ersten Mal den Einsatzort „Autobahnring“ in das Einsatztagebuch ein, denn auf der Baustelle für die künftige A99 waren zwei Lastwagen zusammengestoßen. Ab dem 4. September 1974 waren die Ottobrunner dann zusammen mit der Feuerwehr Hohenbrunn für den soeben für den Verkehr freigegebenen Abschnitt Hohenbrunn – Haar zuständig. 1975 ging die Ottobrunner Anschlußstelle an der Rosenheimer Landstraße in Betrieb und so erweiterte sich das Einsatzgebiet.  Allerdings waren Autobahneinsätze kein Neuland für die FF Ottobrunn, denn vor ihrer Haustüre verläuft auch die A 8 München – Salzburg.

Die A 99 als Autobahnring rund um München projektiert, ist bis heute kein geschlossener Kreis. Sie verbindet als großräumige Umfahrung der Stadt die Autobahnen A 96 Lindau, A 8 Stuttgart, A 92 Deggendorf, A 9 Nürnberg, A 94 Passau und A 8 Salzburg. In den frühen 1970er Jahren begann der Bau am Autobahnkreuz München-Nord bei Garching in Richtung Süden. Stück für Stück gab man sie für den Verkehr frei, um die parallel verlaufende Bundesstraße B 471 mit ihren Ortsdurchfahrten zu entlasten. 1974 war sie bis Hohenbrunn fertiggestellt, 1975 folgte der Lückenschluss bis zum Autobahndreieck Brunnthal. Mit dem Weiterbau als A 995 nach München-Giesing erhielt es später den Namen Kreuz München-Süd. 1975 betrug das durchschnittliche Verkehrsaufkommen etwa 30.000 Fahrzeuge am Tag, aktuell lautet die Zahl 165.000 in Spitzenzeiten und die Belastung steigt laufend weiter. Die A 99 zählt zu den verkehrsreichsten Straßen Europas. Deshalb verbreitert der Bund seit einigen Jahren die A 99 Stück für Stück von drei auf vier Fahrspuren je Fahrtrichtung.

Ausrüstung für Autobahneinsätze

Die Ottobrunner Feuerwehr hatte sich sorgfältig auf die neue Aufgabe vorbereitet und dafür mit dem Bezug des neuen Gerätehauses im Jahr 1971 den Grundstein gelegt. Denn nun gab es ausreichend Platz, um die nötige Ausstattung anzuschaffen: als erstes 1973 einen Rüstwagen RW 2, dessen Beladung ab Frühjahr 1975 ein hydraulischer Rettungsspreizer mit aufsetzbarer Schere ergänzte. Um für Unfälle und Fahrzeugbrände mit transportierten gefährlichen Stoffen und Chemikalien gewappnet zu sein, entschied sich die Wehrführung zum Kauf des einzigen TroTLF 16 bei einer Freiwilligen Feuerwehr im Landkreis München. Es lief von 1974 bis 2006 im Fuhrpark der Wehr und hatte 1800 Liter Wasser, 100 Liter Schaummittel in Kanistern und 750 Kilogramm Pulver dabei. Diese beiden Fahrzeuge galten ab 1974 als Rüstzug und fuhren immer zusammen am Gerätehaus los zu Verkehrsunfällen.

Zuständig ist die Ottobrunner Feuerwehr ab der Anschlussstelle Ottobrunn in Richtung Norden bis Hohenbrunn und in Richtung Süden bis zum Autobahnkreuz einschließlich der von dieser Seite zu befahrenden Verbindungsrampen zur A8 und A995. Je nach Einsatzmeldung und Alarmplanung kommt die Unterstützung der Nachbarwehren in den angrenzenden Abschnitten hinzu.

Seit 1976 zählen Verkehrsunfälle und Fahrzeugbrände auf der Autobahn A99 zu jeder Jahresstatistik. Leider gehören dazu auch schwere Unfälle, bei denen nur die traurige Pflicht bleibt, Tote zu bergen oder bei denen sich die engagierten Rettungsarbeiten im Nachhinein doch nicht als erfolgreich herausstellten. Aber ebenso ungezählt sind die Ensätze, bei denen die Kameradinnen und Kameraden der Ottobrunner Feuerwehr, Unfallbeteiligte rechtzeitig in Sicherheit brachte und ihnen das Leben rettete.

Ein paar Fotos stehen stellvertretend für viele Einsätze aus den letzten Jahrzehnten auf der A 99:

1.9.1976: Der dritte Einsatz auf der im Vorjahr eröffneten A99 ging zu einem auf der Verbindungsrampe zur A 8 Richtung Salzburg verunglückten Tankzug. Die BF München unterstützte mit Sonderfahrzeugen, wie dem Kran bei dem achtstündigen Einsatz.

15.8.1985: Immer wieder prallen Pkw oder Lkw beim Fahrspurwechsel auf letztem Meter in Richtung Salzburg direkt in die Spitze des Fahrbahnteilers. Dieses Mal blieb der Feuerwehr nur die traurige Aufgabe der Bergung des sofort beim Unfall verstorbenen Fahrers.

27.5.2005: Bei fast jedem Unfall kommen Ölbinder, Besen und Schaufel zum Einsatz, um die Fahrbahn von ausgelaufenem Treibstoff, Öl und Trümmerteilen zu reinigen.

14.4.2015: Oft muss die Feuerwehr ausrücken, weil Pkw oder Lkw auf ein Stauende oder ein Absicherungsfahrzeug der Autobahnmeisterei aufgefahren sind. Auch bei diesem Unfall rettete sie den schwer verletzten Fahrer aus dem zerstörten Fahrerhaus.

23.3.1998: Eine Gefahr bei LKW-Unfällen geht von der unbekannten Ladung aus. Im Schneetreiben war ein Lkw ins Schleudern gekommen. Seine verrutschte Ladung stellte sich als Gefahrgut heraus, die unter Chemikalienschutzanzug kontrolliert und abgeladen werden musste.

24.7.2006: Bei dem Brand eines Lkw in Höhe des Autobahnkreuz München-Ost unterstützte die FF Ottobrunn mit Wasser aus dem TLF 24/50. Für den Abtransport des glimmenden Heus kamen WLF mehrerer Wehren aus dem Landkreis zum Einsatz. Der Kran auf dem WLF der FF Unterschleißheim griff über die Leitplanke die Ladung vom abgebrannten Lkw und belud das WLF aus Ottobrunn.

20.9.2015: Bei Unfällen auf der Autobahn immer gemeinsam im Einsatz: Feuerwehr, Rettungsdienst, Polizei und Autobahnmeisterei. Wie so oft kam es zu einem Auffahrunfall beim Spurwechsel vor dem Autobahnkreuz.