Die gute Zusammenarbeit aller Rettungskräfte am Abend des 15. Mai führte zu einer schnellen Rettung der beim Großbrand gefährdeten Altenheimbewohner. Nachdem der Feuermelder der Altenwohnanlage an der Ottostraße in der Feuerwehr-Einsatzzentrale im Landratsamt München (FEZ) eingelaufen war, alarmierte der Disponent um 21.07 Uhr entsprechend der dem Objekt hinterlegten Alarmplanung die Feuerwehren Ottobrunn, Neubiberg und Unterhaching mit dem Stichwort „Feuermelder“. Kommandant Eduard Klas traf bereits nach 4 Minuten um 21.11 Uhr am Einsatzort ein und erkannte eine starke Rauchentwicklung über dem nordöstlichen Gebäudeteil. Pfleger liefen ihm laut rufend entgegen, dass eine große Anzahl an Bewohnern um Hilfe rufe und im 3. Stock im Rauch eingeschlossen sei. Die Rückmeldung von Klas bei der FEZ führte zur Erhöhung der Alarmstufe auf „Brand B5“, die Auslösung der Sirene in Ottobrunn sowie einer umfangreichen Alarmierung von Kreisbrandinspektion, ABC-Zug, Rettungsdienst und Polizei. Etwas später wurde die Taufkirchner Feuerwehr zum Ottobrunner Gerätehaus in Marsch gesetzt, um die Einsatzbereitschaft in der Region abzusichern und als weiterer Atemschutz-Notfalltrupp zur Verfügung zu stehen. Im Einsatz standen 158 Einsatzkräfte der Feuerwehren und des ABC-Zuges, davon 65 der Ottobrunner Feuerwehr. Hinzu kamen ca. 70 Rettungsdienstkräfte und 50 Polizisten.

Bei der Ankunft quillt Rauch aus dem 3. OG.

Bei der Ankunft quillt Rauch aus dem 3. OG.

Bei der Erkundung im Gebäude traf Kommandant Klas im Treppenhaus an der Rauchgrenze zwischen dem 2. und 3. Obergeschoß auf den Bewohner der brennenden 3-Zimmer-Wohnung. Von ihm erfuhr er, dass seine schwer erkrankte Frau noch im Zimmer sei. Der erste Atemschutztrupp erhielt daher den Einsatzauftrag zur Menschenrettung. Extrem hilfreich war hierbei die aus Vereinsmitteln beschaffte Wärmebildkamera. Sie erleichterte dem Trupp beim Eindringen in das komplett verrauchte 3. Obergeschoß die Orientierung und die drei Kameraden konnten auf dem Flur einen Rollstuhl erkennen. Sie schoben ihn mit der bewußtlosen Frau zum Treppenhaus und trugen sie mit Unterstützung der nachfolgenden Atemschutztrupps hinunter zum Rettungsdienst. Nachdem der Notarzt ihr das im Ottobrunner Gerätehauses gelagerte Cyano-Kit, ein Medikament gegen die Folgen schwerer Rauchgasintoxikationen verabreicht hatte, kam die Schwerverletzte in ein Münchner Krankenhaus.

Während diese Rettung lief, gliederte Klas die Einsatzstelle in vier Abschnitte:

  1. Menschenrettung und Brandbekämpfung von der Ottostraße und vom Innenhof unter Leitung der beiden Kommandanten
  2. Menschenrettung und Brandbekämpfung an der Ostseite entlang des Hans-Kandler-Weges unter Leitung Kreisbrandinspektor Ettl
  3. Atemschutzsammelstelle und Nachschub unter Leitung eines Ottobrunner Zugführers
  4. Verletztensammelstelle und Behandlungsplatz unter Leitung Kreisbrandmeister Mur

Die Neubiberger Feuerwehr wurde mit ihrer Teleskopmastbühne im Abschnitt 2 tätig. Die Unterhachinger Feuerwehr meldete sich mit allen Atemschutzkräften im Abschnitt 3 und wurde dann situativ zur Brandbekämpfung und Menschenrettung abgerufen. Die Ottobrunner Feuerwehr nahm vom Haupteingang aus mit LF 20 und LF 16/12 die Menschenrettung und Brandbekämpfung auf. Im Innenhof liefen diese Aufgaben über das HLF 20/16 mit Unterstützung des TLF 24/50. Die Drehleiter positionierte sich an der Gebäudefront des Brandobjektes. Ihre Besatzung leiterte an den Balkons an und nahm Kontakt zu den Bewohnern auf. Über die Drehleiter wurden 6 Personen gerettet und von Kräften der Polizei und des Rettungsdienstes zur Verletztensammelstelle gebracht.

Der Neubiberger Hubsteiger im Einsatz.

Der Neubiberger Hubsteiger im Einsatz.

Atemschutzsammelstelle vor dem Haupteingang der Altenwohnanlage.

Atemschutzsammelstelle vor dem Haupteingang der Altenwohnanlage.

Die Zahl der Personen, die auf allen drei Stockwerken aus ihren Wohnungen herausgeholt und zur Verletztensammelstelle begleitet wurden, ist nicht mehr ermittelbar. Sie liegt wohl zwischen 50 und 70. Verletzt wurden 17 Bewohner: eine schwer, 4 mittelschwer und 12 leicht. In der Mehrzahl handelte es sich um Rauchvergiftungen.

Wie oft geübt, liefen die verschiedenen Maßnahmen parallel: Brandbekämpfung in der 3-Zimmer-Wohnung, Lüftungsmaßnahmen mit mehreren Hochdrucklüftern, um das Treppenhaus und den Flur im 3. Stock rauchfrei zu bekommen sowie das mehrfache Absuchen aller Wohnungen im Brandgeschoß.

Wohnungstüren mussten aufgebrochen werden und nach der Durchsuchung  wurden sie mit dem Ergebnis X für „leer“ gekennzeichnet.

Wohnungstüren mussten aufgebrochen werden und nach der Durchsuchung wurden sie mit dem Ergebnis X für „leer“ gekennzeichnet.

Der Löschangriff im Innenhof wurde vom HLF 20/16 aus aufgebaut.

Der Löschangriff im Innenhof wurde vom HLF 20/16 aus aufgebaut.

Auf den Parkplatzflächen und in den Seitenstraßen vor dem Altenheim bauten sich die Einsatzleitungen von Feuerwehr, ABC-Zug und Rettungsdienst auf. Es wurde ein Schnelleinsatzzelt errichtet. Der Abrollbehälter-Atemschutz der Wechselader-Verbundfeuerwehren Ottobrunn, Taufkirchen und Unterhaching ging zum Nachschub mit Geräten in Dienst. Schnelleinsatzgruppen des Rettungsdienstes und personalstarke Polizeieinheiten stellten ihre Fahrzeuge auf der Ottostraße auf. Die Polizei sperrte bis etwa Mitternacht die Ottostraße zwischen Mozart- und Schützenstraße.

Auf dem Parkplatz wurde das Schnelleinsatzzelt aufgebaut.

Auf dem Parkplatz wurde das Schnelleinsatzzelt aufgebaut.

Zur Geräteversorgung der Atemschutzgeräteträger wurde der AB-Atemschutz in Betrieb genommen.

Zur Geräteversorgung der Atemschutzgeräteträger wurde der AB-Atemschutz in Betrieb genommen.

Das obere Stockwerk ist durch den Brand und den Rauchniederschlag im Flur und in den Wohnungen vorerst unbewohnbar geworden. Die Heimleitung brachte die Bewohner an anderen Stellen im Haus unter.

Die Ermittlung der Brandursache haben die Brandfahnder der Polizei eingeleitet. Man vermutet die Ausbruchsstelle des Feuers im Bereich der Küche.

Blick in die Küche der Brandwohnung.

Blick in die Küche der Brandwohnung.

Die Angabe Ende Einsatz 00:47 Uhr bedeutete nicht das Ende der Arbeiten für die 65 Einsatzkräfte. Sie bestückten die Fahrzeuge wieder mit Schläuchen und tauschten die Atemluftflaschen an den Atemschutzgeräten. Denn die Feuerwehr muss sofort wieder einsatzbereit sein. In der Nacht wurden der Einsatzbericht geschrieben, eine Kurzmeldung für die Homepage verfasst, die Fahrzeuge und Aggregate betankt und es ergaben sich viele Gespräche, um sich über das Erlebte auszutauschen, Lob auszusprechen und erkannte Fehler zu diskutieren. Am Samstag und Sonntag ging die Arbeit in den Fachwerkstätten weiter mit dem Zusammenlegen des Schnelleinsatzzeltes, dem Waschen der 500 Meter B- und 300 Meter C-Schläuche sowie der Wartung der 26 eingesetzten Atemschutzgeräte.

Ein paar statistische Angaben:

  • 65 Einsatzkräfte der FF Ottobrunn
  • 4 C-Rohre
  • 26 Atemschutzgeräte
  • 4 Wärmebildkameras
  • 3 Lichtmaste
  • 4 Hochdrucklüfter
  • 1 Schnelleinsatzzelt
  • 2 First Responder-Ausrüstungen

Ironie des Schicksals: Nur 11 Stunden vorher saß Kommandant Klas mit der Heimleitung in einer Besprechung. Dort plante man eine große Einsatzübung in diesem Objekt.

Der ABC-Zug München-Land nimmt in der Wohnung Schadstoffmessungen nach Abschluss der Brandbekämpfung vor.

Der ABC-Zug München-Land nimmt in der Wohnung Schadstoffmessungen nach Abschluss der Brandbekämpfung vor.

Dank an FIREFoto Thomas Gaulke für die Zurverfügungstellung einiger Fotos. Die anderen Aufnahmen Archiv FFO.