Atriumhaus am Ottobrunner Haselweg am 26.10.2021 komplett zerstört

Am Dienstag, den 26.10.2021 alarmierte die Einsatzzentrale im Landratsamt die Ottobrunner Feuerwehr um 12.58 Uhr zu einem Gebäudebrand. Bereits beim Ausrücken aus dem Gerätehaus ist eine große schwarze aufsteigende Rauchwolke zu sehen. Als die ersten Einsatzkräfte drei Minuten später eintreffen, steht eines der Atriumhäuser in der eng bebauten Siedlung komplett in Brand. Flammen schlagen heraus, viele Trümmerteile liegen auf dem Weg und der Wiese vor dem Haus. Offensichtlich hatte sich eine heftige Explosion ereignet. Diese Vermutung bestätigten die Brandfahnder der Polizei im Zuge ihrer Ermittlungen. Sofort wird die Sirene ausgelöst, 66 Ottobrunner Einsatzkräfte stehen kurz darauf im Einsatz. Zuerst sind es die Flammen, dann die ungewisse, durch die Explosion beeinträchtigte Gebäudestatik, dass das Haus lange Zeit nicht mehr betreten werden kann. Von außen kommen die ersten C-Rohre zum Einsatz.

Bei Ankunft der FF Ottobrunn stand eines der Atriumhäuser in der Gebäudezeile am Haselweg in Vollbrand. Der schlagartige massive Brandverlauf und die vor dem Gebäude liegenden Gebäudeteile gaben einen ersten Hinweis auf eine mögliche Explosion.

Die ersten Trupps der FF Ottobrunn leiteten mit C-Rohren die Brandbekämpfung von außen ein und bemühten sich, die Flammen von den Nachbarhäusern abzudrängen. Ein Innenangriff war lange Zeit nicht möglich.

Innerhalb kurzer Zeit nebelte dichter Rauch Teile der Einsatzstelle ein. Es konnte nur noch mit Atemschutzgeräten gearbeitet werden.

Die Atriumhäuser mit Flachdächern weisen einen L-förmigen Grundriss auf und grenzen an drei Seiten an die Nachbarbebauung im Haselweg sowie im Holunderweg an. Dadurch ergibt sich ein kleiner allseitig umschlossener Innenhof. Sofort werden Steckleiterteile an den Nachbarhäusern angelegt, um mit weiteren C-Rohren von deren Flachdächern den Brand zu bekämpfen. Alle Anstrengungen richten sich darauf, die Ausbreitung auf die drei Nachbarhäuser zu verhindern. Es gelingt den etwa 150 Feuerwehrleuten, die Riegelstellungen in beiden Brandabschnitten „Ost“ und West erfolgreich zu halten. Dafür wird um 13.06 Uhr die Alarmstufe auf „Brand 4“ erhöht, die FF Neubiberg und Mitglieder der Kreisbrandinspektion werden alarmiert. Um 13.26 Uhr folgt die Alarmstufe „Brand 5“. Die FF Unterhaching rückt mit 41 Einsatzkräften nach Ottobrunn aus. Sie bringen den Abrollbehälter Atemschutz mit, der gemeinsam von den Feuerwehren Ottobrunn, Taufkirchen und Unterhaching betrieben wird.

Der Grundriß des Brandhauses ist L-förmig, genauso wieder die identisch gebauten Nachbarhäuser entlang des Haselwegs am rechten Bildrand. Nach links zum Holunderweg schließen sich die Häuser spiegelverkehrt an. Dadurch ergeben sich kleine Atriumhöfe ohne äußeren Zugang. Die Einsatzkräfte stehen auf den Flachdächern der Nachbarhäuser.

Die FF Unterhaching brachte den gemeinsamen AB-Atemschutz mit. In ihm lagert der Vorrat an Preßluftatmern der Feuerwehren Ottobrunn, Taufkirchen und Unterhaching.

Der Rauch legt sich über die Einsatzstelle und Teile Ottobrunns. Selbst die Maschinisten an den Pumpen der Löschfahrzeuge in der Lindenstraße müssen zu ihrem Schutz Atemschutzmasken mit Filter aufsetzen. Zur Warnung der Bevölkerung vor Sichtbehinderung und Geruchsbelästigung durch den Rauch informiert die App Katwarn über den Großbrand und die Katastrophenschutzsirenen heulen auf. Rundfunkdurchsagen fordern auf, die Fester geschlossen zu halten und sich nicht im Freien aufzuhalten. Weil weiterhin großer Bedarf an Atemschutzgeräteträger besteht, fordert Einsatzleiter Kommandant Eduard Klas zwei weitere Löschfahrzeuge an. Diese kommen von der Wache 9 der BF München und der ortsansässigen WF IABG. Die FF Ottobrunn setzt 27 Pressluftatmer sein. Die FF Neubiberg berichtet von 13 Atemschutztrupps und die Unterhaching von 16 Atemschutzträger. Nachdem diese die offenen Flammen bekämpft haben, geht es im Lauf der nächsten Stunden darum, die Glutnester in der Dachkonstruktion aufzuspüren und abzulöschen. Rettungssägen, Bohrhammer und Handwerksgerät verwenden die Einsatzkräfte, um die Dachhaut freizulegen und Öffnungen in das Flachdach zu schneiden.

Der Rauch schlug sich im Umfeld der Einsatzstelle nieder. Selbst die Maschinisten der Löschfahrzeuge auf der Lindenstraße mussten Atemschutzmaske mit Filter tragen.

Der Großlüfter der BF München kam von der Lindenstraße aus zum Einsatz, um die Sicht- und Arbeitsbedingungen am Brandobjekt zu verbessern.

Mühsam öffneten Atemschutzgeräteträger im dichten Rauch das Flachdach mit Rettungssägen.

Durch die so geschaffenen Öffnungen im Flachdach bemühte man sich, die glimmende Dachkonstruktion und das Brandgut in den Räumen darunter zu löschen. Die Verkehrsleitkegel markierten die Löcher im Dach.

Die Drehleiter setzte das Wenderohr und ein C-Rohr ein. Mit einem Bohrhammer öffnete man vom Dach des Nachbarhauses aus die Verkleidung um den Kamin, während ein Gruppenführer mit der Wärmebildkamera die Situation kontrollierte.

Blick in den kleinen Innenhof des Brandhauses. Die Räume sind mit Schaum geflutet. Unter dem Vordach hat man ein Rettungsgerüst von der LKW-Rettung aufgebaut, um an den Flachdachrand zu gelangen. Sowohl vom Dach als auch vom Boden werden Glutnestern in der Dachkonstruktion bekämpft.

Während die Löscharbeiten laufen, haben Einsatzkräfte von Feuerwehr und Polizei die Nachbarhäuser kontrolliert und anwesende Bewohner ins Freie gebracht. Der Rettungsdienst war mit umfangreichen Kräften vor Ort, versorgte einen Nachbar wegen einer leichten Rauchvergiftung und kümmerte sich um die Bewohner. Auch gab es beim Rettungsdienst eine Verpflegung und Getränke. Da die Häuser im Haselweg über Nacht keine Strom-, Wasser- und Gasversorgung hatten, organisierten das Ordnungsamt und die JUH Ottobrunn für deren Bewohner eine Betreuung und Übernachtungsmöglichkeiten – sofern diese nicht bei Verwandten und Freunden unterkommen konnten. Auch Bürgermeister Thomas Loderer informierte sich vor Ort über die Lage.

Um 16.59 Uhr meldet die Einsatzleitung „Feuer aus“.  Damit war der Einsatz noch lange nicht beendet. Ein Bausachverständiger des THW prüfte die Gebäude auf Standsicherheit. Der ABC-Zug München-Land nahm Messungen im Brandrauch vor. Die Stadtwerke München kappten vorsorglich die Gasversorgung, weil man befürchten musste, dass die Gasleitung beschädigt ist. Um an weiterhin glimmende Brandstellen zu kommen, trug ein Radlager vom THW Ortsverband München-Ost Teile des Daches ab. Der THW Ortsverband München-Land leuchtete die Einsatzstelle aus und sicherte sie im Auftrag der Polizei mit einem Bauzaun. Stück für Stück verlagerten sich die Arbeiten ins Gerätehaus. Mehrere Kameraden der Fachwerkstätten, die während der Brandbekämpfung noch auf Arbeit waren, kamen ins Gerätehaus, um bei dem Tausch der Einsatzkleidung, dem Aufrüsten der Fahrzeuge, der Reinigung der Atemschutzgeräte und dem Waschen der Schläuche zu helfen.

Der Radlader des THW Ortsverband München-Ost setzte seinen Baggerarm mit Zweischalengreifer ein, um Teile des glimmenden Flachdaches herabzureissen.

Bei den Abrissarbeiten des Daches flackerten um 20.15 Uhr die Brandstellen immer wieder auf und wurden sofort vom Dach des Nachbarhauses mit einem C-Rohr bekämpft.

Da der Bewohner des ausgebrannten Hauses vermisst wurde, bat die Polizei die Ottobrunner Feuerwehr um Unterstützung bei den Brandursachenermittlungen am nächsten Vormittag. Dabei traf die Polizei den Bewohner verletzt auf dem Grundstück an. Die First Responder der Feuerwehr und der nachalarmierte Rettungsdienst versorgten ihn. Die Polizei nahm ihn fest.

Die Ottobrunner Feuerwehr bedankt sich bei allen Einsatzkräften herzlich für die sehr gute Zusammenarbeit! Im Einsatz standen die Freiwilligen Feuerwehren Neubiberg, Ottobrunn, Unterhaching, die Berufsfeuerwehr München, die Werkfeuerwehr IABG Ottobrunn, die Kreisbrandinspektion mit der Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung im ELW 2, der ABC-Zug, das THW, die Polizei, der Rettungsdienst, die Stadtwerke München. Die 66 Einsatzkräfte der FF Ottobrunn setzten bis 21.12 Uhr 27 Pressluftatmer, 1 Wenderohr der Drehleiter, 1 B-Rohr, 11 C-Rohre, 9 Wärmebildkameras, 3 Hochdrucklüfter, 10 Steckleiterteile, 4 Rettungssägen, 1 Bohrhammer, etwa 150 Liter Schaummittel und ca. 1 Kilometer Schlauchmaterial ein.