Am 23. August 2005 rückte die Feuerwehr Ottobrunn zum Hochwassereinsatz in den Landkreis Garmisch-Partenkirchen aus.
Mitte August fing es an zu regnen. Am Ende war der gesamte Alpenraum von Österreich, Schweiz bis in das bayerische Alpenvorland von schweren Überschwemmungen betroffen. Als sich die Lage im Voralpenland an der Loisach extrem zuspitzte, rückte auch aus dem Landkreis München ein 120 Kameraden starkes Hilfskontingent der Feuerwehren nach Eschenlohe aus. Dabei 14 Ottobrunner. In das MZF, das LF 16/12 und den Wechsellader mit Notstromanhänger luden sie am Morgen des 23. August 2005 Schmutzwasser- und Tauchpumpen, Stromverteilerkästen, Ersatzkleidung und Schlafsäcke ein.

Eschenlohe vom Hochwasser eingeschlossen

Eschenlohe vom Hochwasser eingeschlossen

Als man um 9.15 Uhr in Eschenlohe eintraf, befürchtete man einen Dammbruch. Es drohte der gesamte Ort in der braunen Flut zu versinken. Kommandant Eduard Klas erinnert sich: „Der Einsatzauftrag lautete: ‚Baut schnell hier an der Straße entlang einen Sandsackdamm‘. Jeder fragte sich ‚Warum?‘. Aber einen Einsatzbefehl eines Kreisbrandrates traute sich keiner zu hinterfragen.“ Entlang einer Straße sollte die Loisachflut durch den Ortskern hindurch geleitet werden.  Als neues „Flussufer“ musste in großer Eile ein Sandsackwall errichtet werden. Kurz nach Beginn der Arbeiten brach der Damm. Und ein paar Minuten später verwandelte sich die Straße in einen Bach. Bundeswehr, THW, Feuerwehren, Baufirmen und viele Helfer arbeiteten Hand in Hand beim Füllen der Sandsäcke und schichteten mit dem steigenden Wasser die Höhe des Walles nach. Nach Stunden harter Arbeit entspannte sich die Lage: der Wall war mehr als hüfthoch, einige Zentimeter höher als die Flut. Dadurch konnten die Einsatzleitung im Rathaus, die Verpflegung- und Unterkunftsstelle in der Schule und ein großes Seniorenheim vor einer Evakuierung bewahrt werden.

Viele Organisationen im Einsatz, um den Sandsackwall zu bauen

Viele Organisationen im Einsatz, um den Sandsackwall zu bauen

Geschafft! Die Fluten fließen kontrolliert durch den Ortskern

Geschafft! Die Fluten fließen kontrolliert durch den Ortskern

Als nächstes kam ein unglaublicher Marschbefehl: „Aschheim, Kirchheim und Ottobrunn zurück auf die gesperrte Autobahn (wo mittlerweile in Sicherheit die Löschfahrzeuge abgestellt waren), mit Atemschutz ausrüsten, Kleinlöschgerät aufnehmen. Es kommen zwei Bundeswehr-Hubschrauber, nehmen Euch auf und fliegen Euch nach Murnau in einen durch die Flut  abgeschnittenen Ortsteil zu einem Zimmerbrand.“ Die Fahrt zur Autobahn erfolgte auf einem hochgeländegängigen Lastwagen der Bundeswehr durch einen Meter hoch überflutete Straßen. Kaum waren die Hubschrauber auf der Autobahn gelandet, wurde der Einsatz abbestellt. Es handelte sich um eine kleine Rauchentwicklung von einem angebrannten Essen.

Unvermittelt standen die Ottobrunner im Mittelpunkt des Medieninteresses. Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber und Umweltminister Dr. Werner Schnappauf verschafften sich vor Ort einen Eindruck vom Katastrophengebiet und hielten auf dem Eschenloher Dorfplatz eine Pressekonferenz ab. Das Gruppenfoto „Stoiber und Schnappauf mit Feuerwehrlern“ fand sich im Fernsehen und in vielen Zeitungen wieder.

Ministerpräsident Stoiber im Gespräch mit Ottobrunner Kameraden

Ministerpräsident Stoiber im Gespräch mit Ottobrunner Kameraden

Am Nachmittag übertrug die Einsatzleitung den Wehren aus dem Landkreis München den Schutz des östlichen Ortsteiles. Da dieser durch die Fluten komplett von der Umwelt abgeschnitten und nicht mehr auf Straßen zu erreichen war, kam nur der Luftweg in Frage. Zuerst sammelten sich die Einsatzkräfte auf der gesperrten Autobahn München – Garmisch. Dann wurde die Beladung mehrerer Einsatzfahrzeuge, darunter des Ottobrunner LF 16/12, in den dort landenden Bundeswehr-Transporthubschrauber CH 53 umgeladen. In drei Flügen über das Hochwassergebiet kamen Mannschaft und Gerät in das neue Einsatzgebiet. Als Unterkunft diente ein höher gelegenes Hotel. In Schichten wurde geruht und gearbeitet. Die Kameraden kontrollierten die Dämme und pumpten mehrere Keller aus.

Die Ottobrunner Feuerwehr rückte mit einer CH 53 aus

Die Ottobrunner Feuerwehr rückte mit einer CH 53 aus

Am nächsten Morgen schien die Sonne. Nun offenbarten sich die Verwüstungen. Der Pegel der Loisach sank und sie kehrte wieder in ihr angestammtes Flussbett zurück. Die Hauptstraße durch den Ort verwandelte sich vom Fluss wieder in eine, allerdings schlammbedeckte Straße. Nach Beteiligung an den Aufräumarbeiten trafen die Ottobrunner mittags wieder zu Hause ein – 31 Stunden nach ihrer Alarmierung.

In der Rückschau nach 10 Jahren zieht Kommandant Klas das Fazit: „Für mich war es faszinierend, wie gut alle zusammengearbeitet haben und wie dankbar die Bevölkerung war, obwohl sie teilweise viel verloren haben. Ich bin stolz, dass unsere Feuerwehr Ottobrunn hier schlagkräftig und professionell geholfen hat.“

Der Fluss hat viel Schlamm im Ort hinterlassen

Der Fluss hat viel Schlamm im Ort hinterlassen