Pilotlehrgang der Feuerwehrschulen in Ottobrunn
„Ist da was passiert in unserer Schule“ fragt ein Junge während die Drehleiter in der Gustav-Freytag-Straße in den Hof der Grundschule 2 einfährt. „Nein, wir nutzen die Osterferien für eine Ausbildung“, lautet die beruhigende Antwort. Und diese Ausbildung ist nicht einfach eine der regulären Übungen der Maschinisten der Ottobrunner Feuerwehr sondern die bayernweite Premiere des ersten staatlichen Drehleitermaschinistenkurses auf Standortebene.
Obwohl der Freistaat Bayern an seinen drei Feuerwehrschulen in Geretsried, Regensburg und Würzburg ein umfangreiches Schulungsangebot präsentiert, sind Plätze nur schwer zu ergattern. Die Nachfrage und damit die Wartezeiten sind lang. Um dieser, seit Jahren bekannte Problematik bei dem Lehrgang „Maschinist für Hubrettungsfahrzeuge“ abzuhelfen, entschied das Innenministerium, zusätzlich Lehrgänge durch einen Dienstleister direkt bei Feuerwehren anzubieten. FeuReX aus Oberhausen (Lkr. Neuburg-Schrobenhausen) bekam den Zuschlag und ihr Mitarbeiter Jörg Stumpf arbeitete nach Vorgaben der Schulen ein Konzept für Kurse auf Standortebene aus. Sechs Teilnehmer ist die passende Zahl, weil drei eine Aufgabe lösen während die anderen drei beobachten und anhand einer Stichwortliste im Anschluss ihre Rückmeldungen dazu geben.
Den Zuschlag für diesen Pilotkurs erhielt der Landkreis München und nach Absprache in der Kreisbrandinspektion fiel die Wahl auf die Ottobrunner Feuerwehr. Zwei Kameradinnen und zwei Kameraden aus Ottobrunn sowie je einer aus Taufkirchen und Unterhaching investierten vier Tage ihrer Freizeit dafür, sich zum Drehleitermaschinisten ausbilden zu lassen. Alexander aus Unterhaching kann das Gelernte 1 zu 1 übertragen, weil in seinem Gerätehaus genau dasselbe Fahrzeug steht, nur zwei Jahre älter. Und auch Matthias aus Taufkirchen ist die Magirustechnik gewohnt. Melanie aus Ottobrunn schätzt es, „dass wir an Objekten bei uns im Ort üben, also da, wo wir hoffentlich nie zum Einsatzfall hinfahren müssen. Und hier haben wir verparkte Zufahrten und durch Bäume eingeengte Feuerwehranfahrtszonen. Das erscheint mir sogar anspruchsvoller als auf dem aufgeräumten weitläufigen Gelände der Feuerwehrschule.“ „Schön ist, dass man jeden Abend zu Hause ist bei der Familie“ findet Matthias, wobei ihm Korbinian zwar beipflichtet, aber doch ein bisschen das besondere Flair eines Lehrgangs an der Feuerwehrschule vermisst, wo man abends mit Kameraden aus ganz Bayern zusammensitzt, entspannt, fachsimpelt und neue Kontakte knüpft. Birgit, die als Jugendausbilderin ein geschultes Auge auf Wissensvermittlung hat, gefällt die Ausbildung von Jörg Stumpf. „Theorie muss sein, aber die ist kein Monolog, sondern aufgelockert mit Zeichnungen auf der Flipchart und dem Einsatz von Modellautos. Die Praxis an unserer Drehleiter und das Üben vielfältiger Einsatzaufgaben überwiegen bei weitem.“ „Man übt nicht mit einer unbekannten Schulleiter, sondern mit genau dem Fahrzeug, mit dem ich ausrücke“ stellt der Ottobrunner Felix den Vorteil der Standortausbildung heraus.
Stumpf ist es wichtig, nicht nur die Technik der Leiter zu vermitteln. Ihre Möglichkeiten kennen zu lernen, sich an die Einsatzgrenzen heranzutasten und bei auftretenden, von ihm eingespielten, Fehlern situativ zu reagieren, haben bei ihm Priorität. So ging es an die Kirche St. Otto, zu den Grundschulen 2 und 3, das Sternhaus an der Lenbachallee, zum Bauhof und zum Gymnasium. Mit jeder Aufgabe steigerte er die Komplexität und erhöhte den Druck, zügig zu Entscheidungen zu kommen und die Drehleiter in Einsatz zu bringen. So wie es für die Kursteilnehmer später in realer Einsatzsituation sein wird.
Nach der Prüfung gab Stumpf den sechs Teilnehmern noch eine Aufforderung mit auf den Weg: “Löcher mit dem Leiterpark in den blauen Himmel stanzen, das kann jeder. Ihr habt zwar einen Lehrgang besucht, aber nun geht es ans Üben, Üben, Üben. Nehmt Euch einen Kameraden, stellt Euch Aufgaben, arbeitet sie ab und diskutiert darüber.“