Großaufgebot für die Rettung einer sechsköpfigen Familie
Am Montag 15.07.2024 kam es gegen 10.30 Uhr auf der Autobahn A99 nach der Anschlussstelle Ottobrunn kurz vor dem Autobahnkreuz München-Süd zu einem schweren Auffahrunfall an einem Stauende. Zwei Pkw und ein Kleintransporter waren darin verwickelt. Den genauen Unfallhergang ermittelt die Polizei. Zeugen werden gebeten, sich bei der Verkehrspolizei Inspektion Hohenbrunn zu melden. Der eCall eines beteiligten Fahrzeuges aktivierte sich. Übermittelt wurde die Nachricht: „Verkehrsunfall, Person im Fahrzeug eingeschlossen“. Als erste trafen von der Ottobrunner Feuerwehr die beiden First Responder ein und konnten eine detaillierte Lagemeldung geben: Drei beteiligte Fahrzeuge, acht verletzte Personen. Davon eine Frau im Pkw eingeklemmt. In diesem Pkw befanden sich außer den beiden Erwachsenen ihre vier Kinder im Alter zwischen fünf Monaten und acht Jahren. Diese waren schwer verletzt. Bei einem Kleinkind lief eine Reanimation.
Auf diese Rückmeldung hin schickte die Integrierte Leitstelle weitere Rettungsmittel sowie einen Kindernotarzt und die beiden Rettungshubschrauber „Christoph München“ und „Christoph 14“, der in Traunstein stationiert ist. Ebenfalls machten sich Führungskräfte des Rettungsdienstes und der Kreisbrandinspektion auf den Weg. Ottobrunner Feuerwehrfrauen und -männer, die als First Responder ausgebildet oder im Rettungsdienst tätig sind, unterstützten die Rettungsdienstkräfte bei der Reanimation des Kindes und der Versorgung der Verletzten, bis diese mit Rettungswagen oder mit den beiden Rettungshubschraubern zu verschiedenen Münchner Kliniken abtransportiert wurden. Großer Dank an mehrere Ersthelfer, die sofort angehalten hatten und tatkräftig bei der Betreuung und Versorgung der Verletzten unterstützten! Alleine schon, dass eine Frau die ganze Zeit über mit ihrem großen Regenschirm Schatten spendete, war für die konzentriert arbeitenden Rettungskräfte eine wertvolle Hilfe.
Um die auf der Rücksitzbank eingeklemmte Frau zu befreien, musste zuerst der beteiligte Transporter von einem Löschfahrzeug zurückgezogen werden. Nach Entfernen der nun zugänglichen hinteren Beifahrertüre mit Hilfe von hydraulischem Rettungsgerät konnte die Frau schonend aus dem Fahrzeugwrack herausgehoben werden.
Die Autobahn musste für die Rettungsarbeiten sowie während der Landungen und den Starts der Rettungshubschrauber komplett gesperrt werden. Die Autobahnmeisterei leitete den Verkehr an der Anschlussstelle Ottobrunn ab. In enger Zusammenarbeit mit Autobahnmeisterei und der Polizei konnte die linke Fahrspur für den Verkehr geöffnet werden, damit die im Rückstau ab Ottobrunn vor der Unfallstelle stehenden Autofahrer weiterfahren konnten.
Keine Rettungsgasse und Gaffer
Für großen Unmut bei allen Einsatzkräften sorgte das Verhalten mancher Autofahrer. Es gab keine Rettungsgasse. Mühsam kämpften sich die Einsatzkräfte durch den Stau auf den vier Fahrspuren. Durch Spurwechsel oder Befahren der Rettungsgasse schloss sich nach fast jedem Einsatzfahrzeug die Gasse wieder. So ging nicht nur viel Zeit auf der Anfahrt verloren, sondern es erhöhte auch die Anspannung der Einsatzkräfte, die aus den Rückmeldungen von der eingeklemmten Frau und den um ihr Leben ringenden Kleinkindern wussten. Mehrfach beobachteten Einsatzkräfte, dass aus den vorbeifahrenden Fahrzeugen die Unfallstelle gefilmt und fotografiert wurde. Um die Verletzten und die Rettungskräfte vor den Blicken der Gaffer zu schützen, wurde eine Sichtschutzwand aufgebaut, die die FF Ottobrunn in einem Einsatzfahrzeug mitführt.
Nach Abschluss der Rettungsarbeiten bedankten sich Kommandant Eduard Klas und Kreisbrandinspektor Markus Hardi bei allen Einsatzkräften für die hervorragende Zusammenarbeit. Vor Ort waren neben der FF Ottobrunn die First Responder der FF Hohenbrunn, KBM und KBI von der Kreisbrandinspektion München, mehrere Notärzte, der Kindernotarzt, der Rettungsdienst mit mehreren Führungskräften, zwei Rettungshubschrauber, die Autobahnpolizei und die Autobahnmeisterei.
Stressbewältigung nach belastenden Einsätzen
Feuerwehrleute und Rettungsdienstmitarbeiter sind auch nur Menschen. Solange die Rettungsmaßnahmen laufen, „funktionieren“ sie und sie arbeitet die Situation wie gelernt routiniert ab. Sobald die Verletzten gerettet und abtransportiert sind, lässt bei den Einsatzkräften die Anspannung nach und sie nehmen das erlebte Leid wahr. Für die Aufarbeitung solcher außergewöhnlichen und belastenden Ereignisse hat die Kreisbrandinspektion München Strukturen aufgebaut. Teammitglieder für PSNV-E (Psychosoziale Notfallversorgung für Einsatzkräfte) waren bereits an der Einsatzstelle anwesend, um über die normalen Reaktionen des Körpers auf ein nicht normales Ereignis zu informieren. Am Einsatzort waren alle noch anwesenden Hilfskräfte eingeladen, gemeinsam ein „Vater Unser“ zu beten für die Betroffenen und die Helfer. Zur weiteren Betreuung des PSNV-E-Teams gehörte neben dem Angebot für Einzelgespräche mit den Peers dann einen Tag später eine große Gesprächs- und Informationsrunde im Ottobrunner Gerätehaus. An dieser nahmen die beteiligten Einsatzkräfte der Feuerwehren Ottobrunn und Hohenbrunn, der Kreisbrandinspektion sowie die Mitarbeiter und Notärzte der verschiedenen Rettungsdienstorganisationen teil.