Von der Feuerwehr am 27.12.2020 geretteter Bewohner verstarb im Krankenhaus

Kürzer hätte die Anfahrt nicht sein können: Je nachdem von welchem Platz in der Fahrzeughalle man losfährt, waren es 20 bis 60 Meter, lediglich die Drehleiter und das LF 16/12 fuhren etwa 150 Meter bis zur Rückseite des Brandobjekts. Denn das fünfstöckige Gebäude, in dessen 1. Stock ein Brand in einer Wohnung ausbrach, liegt genau gegenüber vom Gerätehaus. So war die Ottobrunner Feuerwehr um 12.11 Uhr, also bereits drei Minuten nach dem Alarm, mit dem ersten Löschfahrzeug an der Einsatzstelle.

Menschenrettung vor Brandbekämpfung

Einsatzleiter Kommandant Eduard Klas stellte sowohl außen an den Fenstern wie auch innen an der Wohnungstüre im Treppenhaus fest, dass Rauch durch die Ritzen drückte. Der Angriffstrupp vom LF 20 setzte einen Rauchschutzvorhang in der Türöffnung und drang mit einem C-Rohr in die Wohnung ein. Weil so der Rauchaustritt aus der Wohnung verhindert werden konnte, ein Hochleistungslüfter vor dem Gebäudeeingang den Treppenraum belüftete und ein weiterer Atemschutztrupp ständig im Treppenhaus patroullierte, konnten die Bewohner ungefährdet in ihren Wohnungen bleiben. Die Drehleiter leiterte von der Seite Hochackerstraße am Balkon an. Der Angriffstrupp vom LF 16/12 kam auf diesem Weg in die Wohnung. Da Anwohner mitteilten, dass noch Personen in der Wohnung sein könnten, suchten die Trupps im dichten Rauch gezielt nach Bewohnern und fanden einen Mann zwischen brennenden Einrichtungsgegenständen. Weitere Personen, eine Frau und zwei Kinder, waren zum Glück nicht anwesend. Für die Nachlöscharbeiten räumten die Einsatzkräfte einige Gegenstände aus der Wohnung und löschten sie vor dem Gebäude nochmals ab.

Vor dem Haus bereiteten mehrere First Responder-Kräfte der Ottobrunner Feuerwehr auf Grund der Meldung einen Verletztensammelplatz vor. Deshalb konnten sie sofort mit der Reanimation beginnen, als der Angriffstrupp die leblose Person aus dem Haus brachte. Der Notarzt applizierte das im Ottobrunner Gerätehaus gelagerte Cyano-Kit, ein spezielles Medikament zur Bekämpfung der bei Rauchvergiftungen in den Körper eingedrungenen Schadstoffe. Unter laufender Reanimation kam der Bewohner in ein Münchner Krankenhaus. Im Lauf der Nacht ist er an seinen Verletzungen gestorben.

Die Brandfahnder der Polizei trafen zum Ende des Einsatzes ein und nahmen die Ermittlung zur  Brandursache auf.

Die 43 Einsatzkräfte setzten unter anderem 15 Atemschutzgeräte, Wärmebildkameras, 3 C-Rohre, Steckleiter und Hochleistungslüfter ein. Alarm war um 12.08 Uhr, das letzte Fahrzeug rückte um 14.13 Uhr ein.

Viel Arbeit nach dem Einrücken

Mit dem Einrücken war der Einsatz noch nicht beendet. Die Fahrzeuge mussten sofort wieder mit frischen Schläuchen bestückt und die Atemschutzgeräte gereinigt und mit neu gefüllten Pressluftflaschen bestückt werden. Wer im Innenangriff in der verrauchten Wohnung war, bekam in der Kleiderkammer neue Schutzkleidung. Die verdreckte Kleidung ging in die Reinigung. Zum Abschluss sammelte Klas alle Einsatzkräfte zusammen für eine kurze Abschlussbesprechung. Er erklärte, welche Entscheidungen er getroffen und welche Maßnahmen er deshalb befohlen hat. Insbesondere lobte er die Kameradinnen und Kameraden für ihr zügiges und gezieltes Handeln. Lobende Worte für das Engagement bei mehreren belastenden Einsätzen in den letzten Monaten gab es auch von einem Mitglied des PSNV-Teams (Psychosoziale Notfallversorgung für Einsatzkräfte). Selber Mitglied in einer benachbarten Feuerwehr, führte er im Anschluss noch ein spezielles Gespräch in kleiner Runde mit den Kameraden und Kameradinnen, die in der Wohnung tätig waren oder den Verletzten versorgten.

Freud und Leid liegen nah beieinander: nur drei Wochen zuvor war die Ottobrunner Feuerwehr in demselben Gebäude in einem anderen Stockwerk im Einsatz. Der Rettungsdienst bat um Unterstützung mit der Drehleiter, um eine hochschwanger Frau ins Krankhaus zu bringen.

Wichtiger Hinweis: Die Mitglieder der Ottobrunner Feuerwehr sind alle freiwillig und ehrenamtlich tätig. Daher ist das Gerätehaus nicht rund um die Uhr besetzt. Es war großes Glück, dass der Mitteiler, der über die Straße zum Gerätehaus lief und klingelte, dort einen Kameraden antraf. Dieser war am Sonntag Mittag für Verwaltungsarbeiten im Haus gewesen. Deshalb: Bei jedem Notfall die Notrufnummern 112 für Feuerwehr und Rettungsdienst sowie 110 für Polizei wählen!

Bei den Nachlöscharbeiten wird Brandgut aus der Wohnung geworfen und vom Vordach über die Steckleiter zum Ablöschen auf den Gehweg gebracht.

Atemschutzgeräteträger vom LF 16/12 stehen auf der Gebäuderückseite in der Hochackerstraße in Bereitschaft.

Kürzeste Anfahrt für das LF 20: Die Einsatzstelle lag genau gegenüber vom Gerätehaus.

Vor der Fahrzeughalle des Löschzuges gingen mehrere der Rettungsdienstfahrzeuge in Bereitschaft. Anwesend waren 4 RTW verschiedener Hilfsorganisationen aus München sowie den Landkreisen München und Ebersberg, ein NEF und der Organisatorische Leiter Rettungsdienst.

Die enge Zusammenarbeit der Hilfsorganisationen Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei kennzeichnete auch diesen Einsatz.

Besprechung auf Abstand: Die Brandfahnder der Polizei erkundigten sich bei Einsatzleiter Kommandant Eduard Klas sowie einem Atemschutztrupp, der in der Wohnung war, nach ihren Beobachtungen.