Heute vor 20 Jahren brannte das beliebte Ottobrunner Hallenbad. 181 Einsatzkräfte konnten den Totalverlust verhindern und somit die Grundlage für das beliebte Phönix-Bad legen. Der damalige ausführliche Einsatzbericht ist hier zur Erinnerung vollständig wiedergegeben:
Alarmierung
Die erste Meldung stammte von einem Autofahrer auf der Autobahn, der am Ortsrand eine starke Rauchentwicklung sichtete. Die Örtlichkeit konnte jedoch nicht zweifelsfrei ermittelt werden. Da sich im Bereich des Haidgraben außer dem Sportzentrum Ottobrunn auch eine Betriebs-Tennisanlage befindet, die bereits außerhalb des Ottobrunner Gemeindegebiets liegt, erfolgten zwischen 6.47 und 6.50 Uhr die Alarmierungen für die FF Taufkirchen und FF Ottobrunn.
Ab 6.53 Uhr rückte der Löschzug der Ottobrunner Feuerwehr (Kdow, TLF 16, DLK 23-12. LF 16 TS) aus, dem in schneller Folge sämtliche weitere Fahrzeuge folgten (ZB 6, TroTLF 16, RW 2, SW 1400, KLAF, MZF). Die weithin sichtbare starke Rauchentwicklung wies den Einsatzkräften den Weg. Erst mit Eintreffen des ersten Fahrzeuges war klar, welches Objekt in Brand stand: das Hallenbad.
So beinhaltete die erste Rückmeldung von Einsatzleiter Kommandant Erwin Ettl die Angaben: Hallenbad in Brand; offenes Feuer erkennbar; Nachalarmierung der Feuerwehren Neubiberg und Unterhaching; Information der Führung der Kreisbrandinspektion und der Bürgermeisterin Frau Prof. Dr. Kudera.
Einsatzablauf
Die Lageerkundung ergab einen Vollbrand im Bereich der Pizzeria-Gaststätte, die Ausbreitung in die Dachkonstruktion der Schwimmhalle schien bereits erfolgt. Während TLF 16 und DLK 23-12 über die Buswendeschleife am Haidgraben angefahren waren und von dort aus den Innenangriff quer über den Innenhof zur Pizzeria aufbauten, entwickelten die anderen Ottobrunner Fahrzeuge ihren Angriff vom Innenhof aus. [Anmerkung: Der Innenhof ist der Platz zwischen Phönix-Bad und Ferdinand-Leiss-Halle. Damals gab es noch einen Verbindungsbau zwischen den beiden Eingängen. Man befürchtete, dass sich über diesen das Feuer in die Mehrzweckhalle ausbreitet.] In schneller Folge kamen verschiedene C-Rohre, ein B-Rohr und von der Drehleiter das Wenderohr zum Einsatz. Wegen der ungenügenden Reichweite der Strahlrohre auf die inzwischen in Brand stehende Dachkonstruktion der Schwimmhalle erfolgte die Verlegung von einem B-Rohr und mehreren C-Rohren auf das Flachdach über der Eingangshalle, den Umkleiden und der Pizzeria. Ziel war die Unterbindung einer Brandausbreitung in der Dachkonstruktion und die Abriegelung der Schwimmmeisterwohnung.
Parallel dazu lief der Innenangriff von zwei Seiten: zum einen durch den Restauranteingang in die brennende Pizzeria, zum anderen per Schwimmbadeingang in den Kassenraum. Abgehängte Deckenkonstruktionen sowie Leitungs- und Lüftungskanäle hatten aber für eine schnelle Ausbreitung des Feuers im Deckenbereich gesorgt. Somit war dem Innenangriff kein schneller Erfolg mehr beschienen. Herabbrechende Bauteile gefährdeten hingegen die eingesetzten Kameraden, so dass der Innenangriff zeitweise aus Sicherheitsgründen zurückgenommen werden musste. Aus gleichem Grund wurde der Bewegungsbereich der auf dem Flachdach tätigen Trupps eingeschränkt. Mit starker Flammenbildung durchbrennende Lichtkuppeln gaben einen eindrücklichen Hinweis, zu welchen Räumen sich das Feuer ausbreitete.
Die Taufkirchner Feuerwehr bezog ihren eigenen Brandabschnitt am Außenbecken. Über das Wenderohr von der Drehleiter, Wasserwerfer vom TLF 16 und C-Rohren bemühten sich die Kameraden, die Brandausbreitung auf dieser Seite des Gebäudes aufzuhalten. Dazu stand dort mit dem Warmwasser-Außenbecken eine leistungsfähige Wasserversorgung bereit. Die FF Unterhaching unterstützte mit dem Wenderohr über ihre Drehleiter den Löschangriff im Taufkirchner Abschnitt. Die FF Neubiberg kam auf der südlichen Seite zur Unterstützung der Ottobrunner Kräfte zum Einsatz und hatte ihren Auftrag in der Bekämpfung des Brandes in der Dachkonstruktion.
Der Dachaufbau des Hallenbades bestand mehrheitlich aus Holzbindern. Hinter der Fassadenverkleidung aus Kupferblechtafeln konnte sich das Feuer fast ungehindert ausbreiten. Um den Brand abzulöschen, war deren Entfernung erforderlich. Eine mühsame Arbeit, die zum Teil von den Drehleitern aus erfolgte.
Mit nachlassender Brandintensität wurde das Betreten des Schwimmhalleninnenraums möglich. Große Holzteile der Deckenkonstruktion waren brennend herabgestürzt und bedeckten das Springerbecken und Teile des großen Schwimmbeckens. Begehbare Flächen, Beckenränder und schuttbedeckte Wasserflächen waren kaum zu unterscheiden – eine gefährliche Situation für die dort eingesetzten Kameraden. Im Innenraum kamen ein C-Rohr und ein B-Rohr zum Einsatz.
Die starke Rauchentwicklung bedingte, dass der größte Teil der Kameraden an den Strahlrohren mit Preßluftatmern geschützt arbeitete. 36 Atemschutzgeräte atmeten die Ottobrunner Kameraden leer. Viele von ihnen trugen die Geräte mehrfach. Auch die Kameraden außerhalb des Gebäudes, insbesondere im Innenhof, waren mehrfach veranlasst, zu ihrem Schutz vor Rauchgasen die Schutzmasken mit Filter aufzusetzen. Die Gefahr der Ausbreitung gesundheitsgefährdender Stoffe ging nicht nur von den Brandgasen, sondern auch von den im Schwimmbad gelagerten betriebserforderlichen Chemikalien aus. Besonders sind hier das Chlor und die Reinigungsmittel zu nennen. Um eventuelle Gefahren rechtzeitig zu erkennen, wurde der ABC-Zug München-Land alarmiert. Dieser führte sowohl im Innenbereich, als auch in der abziehenden Rauchwolke Schadstoffmessungen durch. Die Ergebnisse waren jedoch nicht besorgniserregend, so dass eine Warnung der Bevölkerung unterbleiben konnte. Dazu beigetragen hat auch die Windrichtung, die die Qualmwolke über das freie Feld in Richtung Flugplatzgelände trieb.
Mit zunehmender Zeitdauer verlagerte sich der Einsatzschwerpunkt in das Kellergeschoß, denn durch den massiven Löschwassereinsatz liefen die Technikräume voll Wasser. Um unnötige Folgeschäden zu vermeiden, kam dort eine TS 8/8 in Stellung, die die Schächte auspumpte. Da eine Prüfung des Löschwassers auf Schadstoffe eine unbedenkliche Belastung zeigte, konnte dieses direkt in die Kanalisation hineingepumpt werden.
Stück für Stück lösten sich gegen Mittag die einzelnen Nachbarfeuerwehren aus dem Einsatzgeschehen heraus. Jetzt bestand auch die Möglichkeit, dass sich die Kameraden im Tagungsraum der benachbarten Mehrzweckhalle aufwärmen konnten und wärmende Getränke sowie eine erste Brotzeit erhielten.
Nachfolgende Maßnahmen
Mit Beendigung der Brandbekämpfung begann für die FF Ottobrunn der Rückbau und das große Aufräumen der an der Einsatzstelle benötigten Geräte. Nach einer kurzen dankenden Ansprache von Kommandanten Ettl wurde eine Gruppe als Brandwache eingeteilt. Gegen Abend erfolgte eine nochmalige Alarmierung, da im Restaurantbereich wieder einzelne Glutnester aufflackerten. Mit einem C-Rohr unter Atemschutz waren auch diese Brandstellen schnell abgelöscht. Im Zuge der Abbrucharbeiten der Hallenkonstruktion fielen für die beiden Gerätewarte der FF Ottobrunn einige zeitintensive Einsätze an: Sie stellten bei Schweißarbeiten die Brandsicherheitswache.
Anmerkungen und Erfahrungen
- Engagierte Arbeit aller Kameraden und die enge kameradschaftliche Zusammenarbeit zwischen den Feuerwehren ermöglichte bei dem größten Brand in Ottobrunn seit 1984, dass ein Teil der Anlage erhalten geblieben ist: Die Vereinsräume des Schwimmvereins, die Schwimmmeisterwohnung und große Teile der Technik im Keller konnten vor der Vernichtung bewahrt werden.
- Das Wetter war sonnig, jedoch von Minustemperaturen gekennzeichnet. Ihre große Bewährungsprobe hat dabei die im Jahr zuvor von der Ottobrunner Feuerwehr entwickelte und von der Gemeinde angeschaffte Schutzkleidung bestanden. Denn viele Kameraden wurden von verirrten Löschstrahlen angespritzt und blieben trotzdem trocken, während die Lungenautomaten der Preßluftatmer Eisansatz zeigten.
- Die Brandbekämpfung erfolgte ungehindert von Schaulustigen, denn die Polizei sicherte den Bereich mit umfangreichen Kräften weiträumig ab und sperrte den Haidgraben für den Straßenverkehr.
- Die Alarmierungsuhrzeit, zu der viele Kameraden noch nicht gefrühstückt hatten, sowie unangenehme Temperaturen machten eine rasche Versorgung mit wärmenden Getränken und Brotzeit erforderlich. Hier wurden von sich aus einige Ehefrauen, Freundinnen und Kinder von Feuerwehrangehörigen tätig. Auch die Gemeinde organisierte schnellstmöglich für alle Einsatzkräfte eine Verpflegung.
- Wenn auch die Statistik von 61 eingesetzten Ottobrunner Feuerwehrkameraden spricht, waren nicht alle direkt an der Einsatzstelle zugegen. Im Gerätehaus versammelte sich innerhalb kurzer Zeit eine arbeitsame Gruppe, die sich um den Materialnachschub und die Instandsetzung der von der Einsatzstelle zurückkommenden Geräte kümmerte. Schlauchpflege und Wartung der Atemschutztechnik konnten so bereits während des Einsatzes anlaufen und brauchten nicht am Samstag Abend langandauernd durchgeführt werden.
- Der Rettungsdienst war mit Einsatzleitdienst, Notarzt und 2 RTW (JUH Ottobrunn und WF DASA Ottobrunn) vor Ort. Einerseits, um im Einsatz verunglückten Kameraden zu helfen, anderseits um im Fall einer Gefährdung der Bevölkerung durch Rauchgase und Chemikalien präsent zu sein. Beide Fälle waren zum Glück nicht erforderlich.
- Der Großbrand übt eine starke Anziehungskraft auf die Medien aus. Zusätzlich zu den Zeitungsphotographen machten zwei Fernsehteams Aufnahmen und interviewten den Einsatzleiter.
- Bereits sehr frühzeitig erkannte der Einsatzleiter die Notwendigkeit der Anwesenheit von Fachpersonal aus der Gemeindeverwaltung. Die Bauakten wurden dann am Samstag Vormittag mit einem Feuerwehrfahrzeug aus dem Rathaus geholt. Der Bauhof übernahm rasch das Abstreuen der sich bei den tiefen Temperaturen immer wieder bildenden Glatteisflächen und im Anschluß an die Brandbekämpfung die Sicherung der Einsatzstelle.
Zeittafel
06.47 – 12.05 Einsatz FF Taufkirchen
06.50 – 16.28 Einsatz FF Ottobrunn
06.55 – 12.15 Einsatz FF Unterhaching
06.55 – 12.34 Einsatz FF Neubiberg
07.04 Eintreffen der 1. Bürgermeisterin
08.01 – 10.37 Einsatz ABC-Zug München-Land
08.10 ELW 2 der Kreisbrandinspektion betriebsbereit
08.46 Feuer in Gewalt
10.07 Feuer aus
20.36 – 21.25 Einsatz FF Ottobrunn für Nachlöscharbeiten
Kräfte und Material
181 Feuerwehrmänner (1208 Mannstunden), 18 C-Rohre, 5 B-Rohre, 3 Wenderohre, 1 Wasserwerfer, 73 Atemschutzgeräte, 2 Tragkraftspritzen TS 8/8, 3 Drehleitern, 14 tragbare Leitern, 4 Be- und Entlüftungsgeräte, 7 Stromerzeuger.
Einsatzbericht erstellt 1996 von Klaus Fischer, Fotos: FIRE Foto Thomas Gaulke + FF Ottobrunn